Monday, February 23, 2009

Was man unter "deutlich besser als erwartet" verstehen kann

"Der Bilanzgewinn wird am Jahresende 2008 15,6 Millionen Euro betragen." So steht es in einer Presseaussendung des ORF nach der Stiftungsratssitzung vom 2. Februar 2008; damals ging man von einem negativen EGT für 2008 von 27,9 Mio. Euro aus.
"Der Küniglberg erwartet für 2008 zehn Millionen Verlust"
, wurde nach der Stiftungsratssitzung vom 11. Juni 2008 berichtet (unklar ist, ob damit das Bilanzergebnis oder EGT gemeint war).

Und nun die große Überraschung: das vorläufige Jahresergebnis 2008 ist "deutlich besser als erwartet", "deutlich besser als prognostiziert", "deutlich über den Prognosen" und "sowohl bei Personal- wie auch bei Sachkosten unter den Budgetansätzen" (das alles steht in nur einer Presseaussendung des ORF vom heutigen Tag) - und was heißt das konkret? Das vorläufige EGT wird bei minus 79 Mio. Euro liegen (also knapp 50 Mio Euro schlechter als vor einem Jahr erwartet; wie das Bilanzergebnis ausfallen wird, geht aus der Presseaussendung nicht hervor).

Natürlich, ich habe die "Prognose" vom November 2008 (damals erwartete man im ORF minus 100 Mio Euro) in dieser Aufzählung unterschlagen, und mit der Finanzkrise und dem Werbeeinbruch konnte man Anfang 2008 nicht rechnen. Mir geht es auch nicht um eine - mit den spärlichen öffentlich zugänglichen Informationen auch nicht einmal annähernd mögliche - Bewertung des Ergebnisses: aber muss ein negatives Ergebnis, das tatsächlich deutlich schlechter ist als noch vor einem halben Jahr erwartet, wirklich mit solchen Jubelmeldungen verkündet werden?

PS: Der Generaldirektor betont laut Zitat in der ORF-Presseaussendung auch, dass "zusätzliche Programmvorhaben wie die Nationalratswahlen oder 'Starmania' realisiert werden" konnten. Dazu zwei - zugegeben rhetorische - Fragen: Wie "zusätzlich" war eigentlich die weitere Staffel von Starmania? Und war die Nationalratswahl wirklich bloß ein vom ORF realisiertes "Programmvorhaben"?

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