Das Bild vom Leuchtturm dürfte ihm gut gefallen haben, denn es kehrt wieder, insbesondere in der Vorlage an den Fernsehrat 21.2.2006: "Für das ZDF wird es wichtiger denn je sein, eine 'Leuchtturm'-Funktion in dieser elektronischen Medienflut ausfüllen zu können und die Werthaltigkeit des ZDF-Programms zu verdeutlichen."
Im ZDF-Jahrbuch 2006 heißt es: "Die Überlebensmaxime der Zukunft ... wie ein Leuchtturm herauszuragen aus der Flut von Angeboten ..." ;
Inzwischen schlägt sich das im Programm nieder: gemeinsam mit dem ORF, an dessen Spitze damals eine Frau stand, produzierte das ZDF im Jahr 2006 "Die Frau am Leuchtturm", zuletzt wieder gezeigt am 24. August 2008. Der Film berichtet allerdings nicht wirklich von den Schalthebeln der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten; von dort gibt es aber auch weiterhin regelmäßige "Leuchtturm"-Sager:
- Markus Schächter am 26.3.2007: "... wie ein Leuchtturm herauszuragen aus der Flut von Angeboten."
- ZDF-Jahrbuch 2007: "das ZDF als Leuchtturm und Wegweiser im Meer der Zerstreuung"
- Markus Schächter am 29.1.2008: "Im Mittelpunkt einer Senderfamilie wird ein starker Hauptsender stehen, der als Leuchtturm fungiert. Dieser wird gezielt von einer Reihe von weiteren Sendern, Internetportalen und Abrufangeboten ergänzt und unterstützt werden."
- Aktuelle ZDF-Website, gleich neben einem Bild von Thomas Gottschalk: "Danach wirkt das ZDF unter anderem verlässlicher Leuchtturm in dem zunehmend zersplitterten Angebot an Programmen sowie gleichermaßen als technischer und publizistischer Innovationsmotor."
- Broschüre "Der Wert des ZDF für die Menschen in Deutschland": "... bleibt das ZDF für die Menschen in Deutschland ein verlässlicher Leuchtturm in der Medienlandschaft."
Wie sagte aber der Mann am anderen Leuchtturm? ZDF-Intendant Markus Schächter im März 2006: "Zum medialen Leuchtturm wird man erst dann, wenn man strahlt"
PS: Wenn man auf der ORF-Website den Begriff Leuchtturm sucht, findet man (noch) keine Strategiepapiere oder Positionen des Generaldirektors, sondern zB eine "Schöner-Leben-Reise" zu einem "der ältesten Leuchttürme Europas", präsentiert im Lifestylemagazin "Schöner leben" des ORF, mit direkter Verlinkung gleich zu einer Website von Gulliver's Reisen Reisebuero und Handels GmbH. Dort wird man empfangen mit den Worten: "Es freut uns, dass wir Ihnen mit den Reiseberichten im Lifestyle-Magazin 'Schöner leben' Gusto aufs Reisen machen!"
Und auf der Website von Gulliver's Reisen steht dazu: "Gemeinsam mit dem TV-Magazin 'Schöner leben' des ORF präsentiert Gulliver's Reisen auf www.schoener-leben-reisen.at ein attraktives Reiseprogramm, das für jeden Urlaubstyp und jedes Reisebudget die passende Urlaubsfahrt bietet." Das sicherlich in voller redaktioneller Unabhängigkeit produzierte Lifestylemagazin erfüllt damit wohl auch seinen Teil der Leuchtturmfunktion: es ermöglicht den Menschen - im Sinne der Ausführungen von GD Wrabetz -, "an sozialen Prozessen besser teilzunehmen".
3 comments :
Ich glaube, die Idee stammt aus dem Internet-Marketing. Dort diskutiert man schon länger, welchen Sinn es macht, etablierte Medienmarken ins Internet zu übertragen. Es hat sich dabei die Sichtweise durchgesetzt, dass etablierte Marken auch im Internet "Leuchtturmfunktion" zukomme, weil sich die Nutzer beim Medienwechsel an dem orientieren, was sie bereits kennen. (Typische Beispiele: BBC Online, Spiegel Online, FAZ.NET)
@simon - Ja, das kann ich schon nachvollziehen; auch andere nutzten ja dieses Bild, zB der Vor-Vor-Vorgänger von ORF-GD Wrabetz, Gerhard Zeiler (nun RTL), im Jahr 2007: Die TV-Marke als Leuchtturm; aber ich fand es einfach interessant, wie nun der ORF-Generaldirektor diesen Begriff (erst neulich) adoptiert hat.
Der Begriff "Leuchtturm" ist ja auch kein ganz unpassender: Ein Leuchtturm dient als Orientierunghilfe für die Unwissenden, er steht über seinen Beobachtern und an seiner Spitze ist eine Leuchte. Ein Bild, das das Selbstbild des ZDF gut wiedergibt. ;-)
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