Das schnelle Geld - zumindest in den Büchern - konnte der ORF aber zuletzt auch selbst mit den Lotterien machen - indem er am Rad der Beteiligungsstruktur drehte. Die frühere direkte Beteiligung von 6% an der Österreichischen Lotterien GmbH wurde nämlich "im Berichtsjahr" (2008) in die Lotto Toto Holding GmbH eingebracht, heißt es in der heute in der Wiener Zeitung veröffentlichten Bilanz (die Wiener Zeitung sperrt den Zugang zu diesen Informationen für Nicht-Abonnenten nach sieben Tagen, der Link wird daher nur kurzfristig funktionieren; hier noch der Link zum Konzernabschluss).
Und siehe da, während der Wert aller Beteiligungen des ORF in der Bilanz des Jahres 2007 noch mit € 6,7 Mio zu Buche stand, steht dort nun ein Wert € von 40,9 Mio. Abgängen bei den Beteiligungen von € 5,3 Mio stehen Zugänge von € 39,5 Mio über - ein Lehrbuchbeispiel für "realisierte stille Reserven". Wörtlich heißt es in den Erläuterungen zur Bilanz:
"Im Berichtsjahr hat der ORF seine 6%igen Anteile an der Österreichischen Lotterien Gesellschaft m.b.H in die Lotto Toto Holding GmbH eingebracht. Dafür hat der ORF einen 18,75% igen Anteil an der Lotto Toto Holding GmbH erhalten. Die Werte der Anteile an der Österreichischen Lotterien Gesellschaft m.b.H wurden als Anschaffungskosten für den Anteil der Lotto Toto Holding GmbH angesetzt. Es erfolgte eine Neubewertung des Anteils, wobei die Bewertung entsprechend dem Fachgutachten KFS/BW 1 der Kammer der Wirtschaftstreuhänder durchgeführt wurde. Als Bewertungsverfahren wurde die Barwertermittlung auf Basis von Zahlungsströmungen (DCF-Verfahren) gewählt unter Anwendung eines Kapitalisierungszinssatzes in Höhe von 7,875%. Auf Grundlage dieses angewandten Verfahrens liegt der Wert der Beteiligung an der Lotto Toto Holding GmbHDiese "Unterstützung der Lotterien" ist damit wohl deutlich mehr wert als jene, die der ORF zuletzt bei der Fernsehserie "Die Lottosieger" bekommen hat.
bei rd. EUR 39,5 Mio."
Nur noch ein kleiner Rückblick zum letzten Rechungshofbericht zum ORF (siehe dazu auch schon hier, hier und hier) - dort heißt es:
"Der RH empfahl, die Beteiligung an der Österreichischen Lotterien Gesellschaft m.b.H. und Teile der Wertpapiere zu veräußern."Der ORF habe laut RH dazu vorgebracht, dass bei den Anteilen an der Österreichischen Lotterien Gesellschaft m.b.H. zu berücksichtigen sei, "dass diese ein überaus wichtiger Partner des ORF ist. Eine über diese Position des Geschäftspartners hinausgehende Einflussmöglichkeit bringe dem ORF auch finanzielle Vorteile."
Das sieht man vielleicht bei der Serie "Die Lottosieger", aber natürlich auch bei der ex lege nicht als Product Placement geltenden
§ 17 Abs 7 Glücksspielgesetz lautet: "Der Konzessionär sorgt für die generelle mediale Unterstützung. Zur Erlangung dieser medialen Unterstützungsleistungen kann der Konzessionär privatrechtliche Vereinbarungen mit öffentlichen und privaten Medienpartnern sowie gemeinnützigen Organisationen abschließen."
PS - falls sich jemand über das Bild zu diesem Post wundert: Auch auf den ärgsten Baustellen findet man gelegentlich einen Goldesel - so könnten sich die Ersteller der ORF Bilanz bei der Hebung der stillen Reserven gefühlt haben.
Update 17.01.2011: am 17.01.2011 wurde Dietmar Hoscher, Vorstand der Casinos Austria AG, Mitglied des ORF-Stiftungsrates (Bericht zB im Standard hier); die Casinos Austria AG ist Mehrheitsgesellschafterin der Österreichischen Lotterien GmbH, an der der ORF über die Lotto Toto Holding GmbH beteiligt ist.
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