Die wirtschaftliche Situation des Unternehmens wird - wie ebenfalls üblich - nur sehr knapp abgehandelt; nicht einmal der Jahresabschluss wird vollständig wiedergegeben. "Dank konsequenter Sparmaßnahmen und Strukturverbesserungen liegt der Jahresabschluss über den Prognosen", heißt es im Geschäftsbericht auf Seite 14 (gemeint ist wohl, dass das Ergebnis besser als prognostiziert ausfiel). Ein Hinweis auf Urheber und Zeitpunkt der Prognosen wäre hilfreich gewesen: denn noch im Februar 2008 erwartete der ORF selbst, dass der Bilanzgewinn "am Jahresende 2008 15,6 Millionen Euro betragen" werde - erst gegen Ende des Geschäftsjahres gab es dann Prognosen von "minus 100 Mio Euro" und im Februar 2009 ein vorläufiges Ergebnis, das wundersamer Weise "deutlich besser als erwartet" war (siehe dazu hier). Und dass diese sozusagen in letzter Sekunde erfolgte Verbesserung auf konsequente Sparmaßnahmen und Strukturverbesserungen zurückzuführen ist, stimmt immerhin unter der Annahme, dass auch "Stukturverbesserungen" in den Beteiligungen damit gemeint sind - schließlich ist die "Ergebnisverbesserung" im Wesentlichen Folge einer Neustrukturierung und damit verbunden Neubewertung der Beteiligung des ORF an den Österreichischen Lotterien (siehe dazu hier).
Über diese Beteiligung an den Lotterien verliert der Geschäftsbericht allerdings kein Wort (die Hinweise auf eine "Kreuzfahrt ins Glück" [S. 39] und "Wege zum Glück" [S. 40] beziehen sich auf Programmangebote, nicht auf die Beteiligung am Glücksspielunternehmen und die glückliche Bilanzverbesserung). Auch wer analog zu Geschäftsberichten börsenotierter Unternehmen einen Lagebericht oder einen Bericht über wesentliche Entwicklungen seit dem Ende des Geschäftsjahres 2008 sucht, wird im ORF Geschäftsbericht 2008 nicht fündig (siehe dazu auch schon hier).
Wer gerne vergleichen möchte, wie es andere öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalten mit ihren Jahresberichten halten:
- der Geschäftsbericht der SRG SSR idée suisse 2008; zur Situation in der Schweiz auch noch ein paar Links auf Zeitungsmeldungen: Walpens Weg in die Krise (NZZ), Die SRG in der Krise (NZZ), Die SRG malt einen tiefroten Finanzhorizont (NZZ), und zu einer Diskussion, die dem Grundsatz nach mit jener zur sogenannten "Refundierung der Gebührenbefreiung" (dazu hier und hier) vergleichbar ist: Wer zahlt SRG-Solidariät (NZZ), Walpen vise les retraités (Le Matin) (in der Schweiz gibt es eine pauschale Abgeltung, deren Höhe von der SRG als nicht ausreichend beurteilt wird). Die Höhe der Empfangsgebühren in der Schweiz ist hier auf der Website des BAKOM zu finden. Zur Erinnerung: Armin Walpen, Noch-Chef der SRG, wird auf der Parlamentsenquete im Spetember zur Zukunft des öffentlich-rechtlichen Rundfunks sprechen (siehe hier);
- Das ZDF-Jahrbuch 2008;
- Das ARD-Jahrbuch 2008;
- Der BBC Jahresbericht: er besteht aus mehreren Teilen, einerseits einem Bericht der Geschäftsführung (Executive's Review), andererseits einem Bericht des BBC Trust (Trust's Review); dazu kommen der Finanz- und Governance-Bericht (etwa auch mit genauen Gehaltsdaten der BBC-Führung), eine Übersichtsdarstellung über die Erfüllung der Programmverpflichtungen (Performance against BBC Statements of Programme Policy), sowie einem Dokument, in dem dargestellt wird, wie sich die volle Anwendung der IFRS ausgewirkt hätte. Ein Bericht der BBC zum Jahresbericht ist hier zu finden, ein Bericht des Guardian hier; siehe als weitere Lesehinweise in diesem Zusammenhang auch Ben Bradshaw attacks BBC bosses (Guardian 14.7.2009); BBC Bonus suspended (Guardian 14.7.2009); Guardian zur Gehaltsdiskussion bei der BCC und zu bemerkenswerten Ausgaben der BBC für die Miete einer Villa in Cannes.
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