Abgesehen von den üblichen Allgemeinplätzen (zB "In der Tat eröffnen Informations- und Kommunikationsnetze den Nutzern neue Möglichkeiten. Allerdings können sie auch neue Gefahren für den Einzelnen mit sich bringen") und Bezugnahmen auf andere EU-Dokumente (zB mit der interessanten Behauptung, dass auch die RL über audiovisuelle Mediendienste "der Medienkompetenz förderlich sein" dürfte) enthält das kurze Dokument ein paar weiche Empfehlungen, die sich an die Mitgliedstaaten und an die Medienwirtschaft richten.
Und da ist alles dabei, was in der Welt diplomatisch formulierter Beliebigkeit nicht weh tut: Ermutigung, Förderung, Sensibilisierung, bewährte Praktiken, beste Praktiken, In-Gang-Setzen von Debatten, systematische Forschungsarbeiten, Verhaltenskodizes, Informationspakete, Informationstage, Bewusstsein, das europäische audiovisuelle Erbe, Koregulierungsinitiativen, Selbstregulierungsinitiativen, zentrale Akteure, Leitlinien, Schlüsselkompetenzen, verstärkte Anstrengungen usw. usf. (hier nachzulesen; in englischer Sprache klingt es wenigstens ein bisschen besser).
Interessant an der Empfehlung ist eigentlich nur, dass die Kommission meint, eine Vorbedingung für Medienpluralismus und -unabhängigkeit sei in Europa derzeit nicht erfüllt; wörtlich heißt es im Erwägungsgrund 16:
"Eine medienkompetente Gesellschaft wäre gleichermaßen Triebkraft und Vorbedingung für Medienpluralismus und Medienunabhängigkeit. Die Äußerung unterschiedlicher Meinungen und Ideen in unterschiedlichen Sprachen und im Namen unterschiedlicher Gruppen innerhalb einer Gesellschaft und zwischen verschiedenen Gesellschaften wirkt sich positiv im Sinne einer Stärkung der Werte Vielfalt, Toleranz, Transparenz, Fairness und Dialog aus. Die Entwicklung von Medienkompetenz in allen Gesellschaftsschichten sollte daher gefördert werden, und die dabei erzielten Fortschritte sollten genau verfolgt werden"Das oben (von mir) hervorgehobene Wort "wäre" deutet an, dass die gegenwärtige Gesellschaft nach Ansicht der Kommission offenbar nicht medienkompetent ist, sodass Medienpluralismus und -unabhängigkeit - wegen nicht erfüllter Vorbedingungen - in Europa aktuell gar nicht möglich seien. Aber die Empfehlung will ja schließlich etwas weiterbringen, also heißt es auch: "Das Thema Medienkompetenz sollte auf verschiedenen Ebenen unterschiedlich angegangen werden." Alles klar - machen wir uns also gefasst zB auf Sensibilisierungskampagnen der Medienwirtschaft (!), die es uns Bürgern erleichtern, die Grenzen zwischen Marketing und Inhalten zu erkennen (Punkt II.2.), oder - noch etwas mehr auf der Meta-Ebene - auf die Überwachung und Messung der Fortschritte bei der Anhebung des Kompetenzniveaus (Punkt I.2).
PS: Was die Kommission unter Medienkompetenz (englisch: "media literacy") versteht, ist in Erwägungsgrund 11 zu lesen: "die Fähigkeit, die Medien zu nutzen, die verschiedenen Aspekte der Medien und Medieninhalte zu verstehen und kritisch zu bewerten sowie selbst in vielfältigen Kontexten zu kommunizieren."
No comments :
Post a Comment