Tuesday, September 20, 2011

Priorität A1: Leuchttürme verstecken! Fortschrittsbericht aus dem sogenannten "Kompetenzzentrum Internetgesellschaft"

Anmerkung vom 06.03.2012: die folgenden Links auf die Website kig.gv.at gehen leider ins Leere, weil die Website überarbeitet wurde; es steht sich aber nicht dafür, dass jetzt händisch nachzubessern, so toll waren die Inhalte auch wieder nicht.

Erinnert sich noch jemand an das sogenannte "Kompetenzzentrum Internetgesellschaft"? Vor mehr als eineinhalb Jahren wurde seine Einrichtung großartig verkündet, dann war lange Funkstille, ein Jahr nach der Ankündigung gab es einen ersten Ministerratsvortrag mit einem Prioritätenkatalog und schon bald darauf schaffte es die geballte Kompetenz dieser Internetgesellschaft sogar zu einer Art Internetauftritt (der allerdings von der RTR-GmbH betreut werden muss). Ich habe diese Entwicklung ab und zu in einem kleinen sideblog beobachtet - aber das habe ich im Juli eingestellt, weil es schlicht zu langweilig war.

Da dieses "Kompetenzzentrum" halbjährlich dem Ministerrat einen Prioritätenkatalog übergeben wollte und der erste und bisher letzte solche Prioritätenkatalog mittlerweile rund sieben Monate zurückliegt, wollte ich einen Blick auf den neuen Prioritätenkatalog werfen. Wenig überraschend gibt es jedenfalls auf der Website des "Kompetenzzentrums" keinen neuen Prioritätenkatalog, aber dafür habe ich tatsächlich einen "Fortschrittsbericht" gefunden, aus dem ich unbedingt zitieren muss.

Das im Prioritätenkatalog als erstes genannte Projekt (Priorität "A1" [hat nichts mit der A1 Telekom Austria AG zu tun!]) ist - wie sicher allgemein bekannt ;-) - die "Best Practise Plattform: iktprojekte.at", eine "Plattform, die best practise Beispiele aus dem Bereich IKT darstellt. Auf diese Plattform können Unternehmen ihre Leuchtturmprojekte einstellen und diese können von jedem gelesen werden."  So ist eben das wundersame Internet: das kann tatsächlich jeder lesen! Und was steht nun zu diesem "A1-Prioritätsprojekt" im Fortschrittsbericht? Zitat:
"Um das Potenzial der österreichischen IKT-Wirtschaft zu steigern sollen attraktive Inhalte und Dienste in einem interoperablen und grenzenlosen Internetumfeld bereitgestellt und bekanntgemacht  werden. Dazu wurde iktprojekte.at als Kooperationsprojekt zwischen BKA und BMVIT entwickelt und unter Mitarbeit der RTR eine erste Sammlung von Best Practise Projekten identifiziert sowie eine Website generiert.
Diese Web 2.0 – Plattform adressiert insbesondere Wirtschaftstreibende, Medienmacher und Politiker/innen  und wird derzeit in Abstimmung zwischen den Herausgebern BMVIT und BKA an die Bedürfnisse der Zielgruppen angepasst, aktualisiert und ergänzt und soll im Herbst d.J. medial gelauncht werden.
Im Berichtszeitraum wurden
1. die redaktionelle und technische Verantwortung zwischen BKA | BMVIT und einem IT-Dienstleister neu zugeordnet;
2. Anmutung und Funktionalität der Site überprüft und Schritte zur Verbesserung eingeleitet (bspw. wird der Eintrittsbereich neu gestaltet);
3. Kontakte zu den Multiplikatoren (FFG, netidee.at, etc.) intensiviert und neue Kooperationsmöglichkeiten (APA, AIT, FWF) sondiert.
Derzeit sind mehr als 200 Projekte online, der Löwenanteil aus den Bereichen e-Government (67) und anwendungsorientierte Forschung (45).
Zur Verbesserung der Usability werden z.Z. Beschlagwortung und Hilfe überarbeitet, zur besseren Systematisierung (u.a. zur Auswertung) werden u.a. die dzt. 9 Kategorien neu gebündelt.
Ein weiteres Arbeitspaket umfasst die Akquisition von Netzwerk-Partnern und Verlinkung mit deren Sites, wobei insbesondere auch auf regionale Initiativen eingegangen wird."
Ich will das nicht weiter kommentieren, am besten schaut man sich wohl selbst an, wie diese fantastische Web 2.0-Plattform so funktioniert. Derzeit sieht es jedenfalls so aus, als sei der Traffic noch steigerbar (siehe Alexa-screenshot links).

Und dafür, dass sich hier die Leuchtturmprojekte tummeln sollten, ist das Ganze auch noch ziemlich gut versteckt. Gerade einmal drei Links, die zu dieser Seite führen, weist Alexa aus, einer davon aus diesem Blog (und ja, dieser Beitrag bringt der Site gleich ein Viertel mehr Link-"reputation"); bei aller Unschärfe der Alexa-Daten - aber so gut versteckt habe ich Leuchttürme noch selten gesehen.
Ob Österreich damit wirklich "in die Spitze der IKT-Nationen" positioniert werden kann? Gemessen soll das ja alles am Networked Readiness Index (NRI) werden, wo Österreich 2008 auf Rang 15, 2009 auf Rang 16 und 2010 auf Rang 20 lag und sich mittlerweile so weit in der Spitze positionieren konnte, das es 2011 nun Rang 21 einnimmt.

Und weil man das zwar nicht verschweigen kann, aber ein Erfolgsnachweis vielleicht doch anders ausschauen könnte, gibt es noch die Prioritäten A3 und A12 des "Kompetenzzentrums", mit denen "window-dressing" (so Peter F. Mayr) für den NRI betrieben werden sollen ("A12" heißt auch ganz offiziell: "Indexpflege"). Im Forstschrittsbericht steht zu Priorität A12: "Die RTR führt Gespräch mit dem WKÖ und mit dem Weltwirtschaftsforum über den NRI. Ausserdem werden die Einzelindikatoren dahingehend untersucht, aus welchen Quellen die Zahlen stammen und wie sie definiert sind." Zu Priorität A3 heißt es:  
"Die RTR hat im Rahmen einer Sensitivitätsanalyse ein Reverse Engineering des NRI durchgeführt. Damit ist es möglich, die Werte von Einzelindikatoren zu verschieben und die Auswirkungen auf den Gesamtindikator festzustellen." 
 Die Abkürzung NRI bedeutet auch hier übrigens nicht "Nonsense-Readiness-Index".

PS: falls jemand fragt - "Das Umsetzen von Projekten ist explizit als ein Nichtziel des KIG genannt." Dieses Nichtziel wurde erreicht, beim weiteren Nichtziel "Redundanz" bin ich mir noch nicht ganz sicher. Aber es wird sicher auch einen Nicht-Ziel-Nicht-Erreichungs-Bericht oder etwas in dieser Art geben.

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