Diese Liste enthält derzeit vor dem EGMR anhängige Fälle, in denen eine Verletzung des Art. 10 EMRK geltend gemacht wurde und in denen eine veröffentlichte Mitteilung des Sachverhalts ("statement of facts"/"exposé des faits") an den betroffenen Staat ergangen ist. Die Liste ist chronologisch gereiht nach dem Datum des statement of facts.
Wichtig: die Liste ist - bei weitem - nicht vollständig; ich habe die statements of facts nicht systematisch und lückenlos geprüft und ich habe auch bewusst Fälle, die mir im Hinblick auf meine Interessen nicht wesentlich schienen, nicht aufgenommen; das betrifft insbesondere - aber nicht nur - zahlreiche Beschwerden gegen die Türkei (vor allem im Zusammenhang mit Maßnahmen gegen kurdische Politiker, Aktivisten oder Medien) sowie Fälle zu Russland und Aserbaidschan, in denen häufig zwar Art. 10 angesprochen ist, aber zu erwarten ist, dass der EGMR die Angelegenheit (vorrangig) unter Art. 11 EMRK (Versammlungsfreiheit) beurteilen wird. Bei der Liste handelt es sich um eine interne Arbeitsunterlage von mir, die ich "as is", ohne jegliche Gewähr, hier zugänglich mache.
Ich habe diese Liste zu meiner eigenen Erinnerung gemacht, und daher zu den einzelnen Fällen auch stichwortartig notiert, worum es im Wesentlichen geht (bzw. was mich an dem jeweiligen Fall interessiert) - dies ist aber nur als eine sehr grobe Orientierung zu sehen; für eine verlässliche Information ist in jedem Fall das Lesen des verlinkten statements of facts notwendig.
2024
- 13.09.2024, João Júlio Cerqueira gegen Portugal (Appl. no. 9601/23); Arzt, der wegen herabsetzender Äußerungen (u.a. "Scharlatan", "chop choy") über einen chinesischen Akupunktur-Arzt auf seiner Website, seinem Blog und auf Facebook zu einer Geldstrafe von 3.000 € und einer Entschädigung von 15.000 € verurteilt wurde.
- 11.09.2024, Laurent Barilliot u.a. gegen Frankreich (Appl. no. 9748/24 u.a.); Zugang zu Informationen; Nachbarn einer projektierten Lagerstätte für radioaktive Abfälle; sie machten vor Gericht u.a. die "mangelnde Lesbarkeit" von Unterlagen im UVP-Verfahren geltend und stützen ihre Beschwerde an den EGMR nun u.a. auf Art. 10 EMRK unter Hinweis auf Magyar Helsinki Bizottság.
- 09.09.2024, Gergely István Gazda gegen Ungarn (Appl. no. 30238/22); der Beschwerdeführer nahm während der COVID-19-Pandemie, in der in Ungarn Kundgebungen untersagt waren, an einer "kontaktfreien" öffentlichen Solidaritätskundgebung für Gesundheitsberufe teil (er fuhr dabei mit dem Auto in einem Kreisverkehr und hatte in Transparent am Auto befestigt) und wurde dafür bestraft.
- 09.09.2024, Bernadett Szél und Ákos Hadházy gegen Ungarn (Appl. nos.28707/22 and 28709/22); Oppositionsabgeordnete, die zu einer "kontaktfreien" Demonstration während der COVID-19-Pandemie aufgerufen hatten.
- 09.09.2024, Abdelaziz Chaambi und Association Coordination contre le Racisme et l'Islamophobie (CRI) gegen Rrankreich (Appl. nos.7464/24 et 7481/24); Auflösung eines Vereins.
- 09.09.2024, Jean-Eudes Gannat gegen Frankreich (Appl. no. 7475/24); Auflösung einer "de facto"-Gruppe auf Facebook.
- 09.09.2024, Groupe antifasciste Lyon et Environs (la GALE) u.a. gegen Frankreich (Appl. no. 5607/24 u.a.); Auflösung einer "de facto"-Gruppierung.
- 06.09.2024, Claudia Iaţco und Fiodor Ghelici gegen Republik Moldau (Appl. no. 63648/16); die Beschwerdeführer*innen hatten in einer Pressekonferenz Informationen über einen Polizisten vorgelegt, den sie als Betrüger bezeichneten, weil er sein Universitätsdiplom gefälscht, Schulden nicht bezahlt, einen Richter bedroht und sogar einen Auftragskiller angeheuert habe (um Gläubiger zu ermorden); sie wurden zu einem Widerruf und einer Entschädigung verurteilt; in einem anderen Urteil wurde die Erstbeschwerdeführerin freigesprochen; im Urteil wurde u.a. festgestellt, dass der Polizist eine Strafakte gegen sie gefälscht und einen Mordversuch an ihr organisiert habe.
- 05.09.2024, Stanisława Skłodowska gegen Polen (Appl. no. 52776/22); die Beschwerdeführerin wurde auf dem Weg zu einer von ihr angemeldeten Versammlung angehalten und 30 Minuten festgehalten.
- 05.09.2024, Société d'exploitation de l'hebdomadaire Le Point gegen Frankreich (Appl. no. 39584/23); Zugang zu Informationen; der Medieninhaberin von "Le Point", die jährlich ein Heft mit Krankenhaus-Rankings herausgibt, wurde der Zugang zu Daten aus dem PMSI ( Programme de médicalisation des systèmes d’information) verweigert, mit der Begründung, dass die geplante Verwendung der Daten methodisch verzerrt wäre.
- 28.08.2024, Artur Volodymyrovych Boyarov u.a. gegen Ukraine (Appl. no. 79083/17 u.a.); die Beschwerdeführer sehen durch die Nichterreichbarkeit bestimmter russischer Websites aufgrund einer Entscheidung ukrainischer Behörden ihre Rechte nach Art. 10 EMRK verletzt.
- 28.08.2024, Vouliwatch Non-Governmental Organisation gegen Griechenland (Appl no. 38564/23); Zugang zu Informationen; der beschwerdeführenden NGO war der Zugang zu Informationen über einen Vertrag zwischen der Regierung und einem privaten Unternehmen über die Bereitstellung von Informationsmaterial über COVID-19 verweigert worden.
- 11.07.2024, Eszter Németh gegen Ungarn (Appl. no. 54323/22); die Beschwerdeführerin hatte neben dem Parlament mit Teelichtern die Worte "I stand with CEU" geformt; sie wurde dabei von Polizisten angehalten und zur Ausweisleistung aufgefordert; ein Verfahren gegen sie wurde später eingestellt; umgekehrt blieb auch ihr Vorgehen gegen die polizeiliche Maßnahme erfolglos.
- 11.07.2024, Société Editrice de Mediapart gegen Frankreich (Appl. no. 38062/22); nach einer Steuerprüfung wurde der vom Medienunternehmen angewandte ermäßigte MWSt-Satz nicht anerkannt und auch eine Geldstrafe verhängt; das Medienunternehmen macht nicht nur Verletzungen der Art. 6, 7 und 14 EMRK, sondern auch des Art. 10 EMRK geltend.
- 09.07.2024, Fernado Gaspar Guimarães gegen Portugal (Appl. no. 28123/22); Rechtsanwalt, der von einem Richter zur Haftung für ehrverletzende Behauptungen herangezogen wurde.
- 09.07.2024, Ugo Bernalicis gegen Frankreich (Appl. no. 175/24); über den Beschwerdeführer, einen Abgeordneten, wurde wegen (nicht erlaubten) Streamens einer Parlamentsdebatte vom Vorsitzenden eine Disziplinarstrafe (Geldstrafe in der Höhe eines Viertels seines Monatsbezugs) verhängt.
- 09.07.2024, Mathilde Panot gegen Frankreich (Appl. no. 41418/23); Abgeordnete (von La France insoumise), hatte während einer Debatte über das Pensionssystem gemeinsam mit anderen Abgeordneten ihrer Fraktion Plakate («64 ans, c’est non !») geschwenkt und dafür eine Disziplinarstrafe erhalten.
- 09.07.2024, Thomas Portes gegen Frankreich (Appl. no. 41249/23); Disziplinarstrafe (Kürzung der Vergütung und fünfzehntägiger Ausschluss von der Teilnahme an der parlamentarischen Arbeit) über einen Parlamentarier, der auf einem sozialen Netzwerk ein Foto gepostet hatte, das ihn bei einer Demonstration zeigte, bei der mit einem Fuß auf einem Ballon mit dem Gesicht des Arbeitsministers stand. Wie in den Beschwerden von Panot und Bernalicis geht es vor allem auch um die Frage, ob ein ausreichender Rechtsbehelf im Sinne der Karácsony-Rechtsprechung zur Verfügung stand.
- 08.07.2024, Dynami Zois gegen Griechenland (Appl. no.5771/23); politische Partei, hatte vor einer Wahl politische Material in Braille-Schrift an Blinde geschickt, deren Daten sie vom nationalen Blindenverband bekommen hatten; über sie wurde wegen einer Verletzung der DSGVO im Zusammenhang mit besonderen Datenkategorien eine Geldstrafe verhängt.
- 03.07.2024, Francisco Javier Rodríguez-Quintero und Antonio Martinez Martin gegen Spanien (Appl. nos. 473/24 and 485/24); Mitarbeiter eines Sicherheitsunternehmens für Sprengstofftransporte, die ein NDA unterschrieben hatten; sie wurden wegen Verletzung des NDA entlassen, nachdem in einem Gerichtsverfahren eines anderen Mitarbeiters Chats bekannt wurden, in denen sie auch Informationen ausgetauscht haben, die unter das NDA fielen; die Beschwerdeführer erachten sich dadurch u.a. in ihren Rechten nach Art. 8 und 10 EMRK verletzt.
- 24.06.2024, Mathias Friis Mortensen gegen Dänemark (Appl. no. 16756/24); der Beschwerdeführer war wegen eines Twitter-Postings zu einer Geldstrafe wegen übler Nachrede verurteilt worden (er hatte - in der Übersetzung des EGMR - geschrieben der Politiker P. "is allowed to be a Nazi ... [whereas another person was convicted for calling a police officer an idiot]".
- 26.03.2024, Gloria Giardi gegen San Marino (Appl. no. 13935/23); Anwältin und Funktionärin einer Frauenvereinigung, erachtet sich durch ein (eingestelltes) Verfahren, in dem gegen diese Vereinigung wegen der Weitergabe angeblich falscher Daten zu häuslicher Gewalt für einen Europarats-Monitoringbericht ermittelt wurde, in ihrem Recht nach Art. 10 EMRK verletzt.
- 19.03.2024, Erol Bilecik und Fenerbahçe Futbol Şirketi gegen Türkei (Appl. no. 23990/23); Disziplinarstrafe wegen kritischer Äußerungen über eine Fußballschiedsrichter auf der Website des Vereins.
- 07.03.2024, José Manuel da Mata Vieira Coelho gegen Portugal (Appl. no. 40764/20); portugiesischer Politiker, wurde wegen schwerer Verleumdung verurteilt, weil er mehreren Personen diverse (Korruptions-)Delikte vorgeworfen hatte, sich weigerte, den Namen des Autors eines Beitrags in einer von ihm verantworteten Zeitung herauszugeben und einen Eintrag auf einer Website nicht löschte.
- 07.03.2024, Elliott Cuciurean gegen Vereinigtes Königreich (Appl. no. 11301/23); Umweltaktivist wurde wegen Missachtung des Gerichts (er hatte trotz einer von zivilrechtlichen Verfügung auf dem Gelände einer geplante Eisenbahn-Hochleistungsstrecke protestiert) zu einer Haftstrafe und zu Kosten von 25.000 GBP verurteilt.
- 05.03.2024, Oleksiy Volodymyrovych Radchenko gegen Ukraine (Appl. no. 21217/17); Zugang zu Informationen; der Beschwerdeführer hatte trotz rechtskräftigen Urteils betreffend den Zugang zu bestimmten Informationen über Umweltverschmutzung die geforderten Informationen nicht bekommen.
- 05.03.2024, Amnesty International Hungary gegen Ungarn (Appl. no. 42086/19); die beschwerdeführende Organisation ist betroffen vom ungarischen Gesetz gegen aus dem Ausland finanzierte Organisationen.
- 05.03.2024, Hungarian Helsinki Committee gegen Ungarn (Appl. no. 44253/19); die beschwerdeführende Organisation ist betroffen vom ungarischen Gesetz gegen aus dem Ausland finanzierte Organisationen.
- 05.03.2024 Open Society Institute Budapest Foundation gegen Ungarn (Appl. no. 44928/19); die beschwerdeführende Organisation ist betroffen vom ungarischen Gesetz gegen aus dem Ausland finanzierte Organisationen.
- 04.03.2024, Rita Miliūtė und Vilma Danauskienė gegen Litauern (Appl. no. 27313/23); Zugang zu Informationen.
- 01.02.2024, Magyar Hang Internetes Sajtótermék Szerkeesztösége und Aalhambra Press BT gegen Ungarn (Appl. no. 52586/22); Verpflichtung zur Zurückziehung eines Berichts über Aussagen eines Politikers in einer Pressekonferenz.
- 01.02.2024, Europa Way S.R.L. gegen Italien (Appl. no. 64356/19); Frequenzzuteilung für digitales terrestrisches Fernsehen; die beschwerdeführende Gesellschaft sieht sich durch die Einmischung des Ministeriums in das Auswahlverfahren (beauty contest) und die später durch das Parlament vorgenommene Aufhebung in ihren Rechten nach Art. 10 EMRK verletzt (siehe dazu auch EuGH 26.7.2017, C-560/15, Europa Way und Persidera).;
- 01.02.2024, Ramin Jabrayilzade gegen Aserbaidschan (Appl. no. 18180/14); Zugang zu Informationen; der Beschwerdeführer, ein Journalist, hatte von der Präsidialverwaltung Informationen über Wohnungen verlangt, die durch Verfügung des Präsidenten an Sportler und Künstler vergeben worden waren.
- 01.02.2024, Aziz Orujov gegen Aserbaidschan (Appl. no. 53205/17); Jorunalist, Leiter eines Internet-TV-Kanals und Gründer des Caucasus Media Studies Centre, wurde auf dem Weg zur Arbeit festgenommen, zunächst wegen Hooliganismus in Verwaltungshaft und danach wegen verschiedener gerichtlich strafbarer Handlungen in U-Haft genommen, weiters wurden Durchsuchungen seiner Wohnung und der Redaktionsräume des Internet-TV-Kanals vorgenommen.
- 31.01.2024, Romik Danial gegen Armenien (Appl. no. 527/18); Wahlbeobachter, der eine Auseinandersetzung zwischen einem Medienvertreter und dem Leiter der Wahlkommission beobachtete; ihm wurde von mehreren Personen die Kamera entrissen; nur eine der Personen wurde später verurteilt; er macht eine Verletzung der positiven Verpflichtungen des Staates nach Art. 10 EMRK geltend.
- 30.01.2024, Mariana Aurora Rădulescu gegen Rumänien (Appl. no. 5218/18); Verurteilung der Chefbuchhalterin eines Museums wegen übler Nachrede (über den neuen Museumsdirektor),
- 30.01.2024, Mark Andrew Austin gegen Portugal (Appl. no. 2903/19); Verurteilung (in Abwesenheit) wegen Verleumdung aufgrund von Eintragungen, die der Beschwerdeführer im Beschwerdebuch eines Bezirksgerichts über einen Gerichtsangestellten gemacht hatte.
- 23.01.2024, Jean-Luc Lahaye gegen Frankreich (Appl. no. 25740/23); der Beschwerdeführer, ein Sänger, war wegen des Verdachts der Vergewaltigung und sexueller Nötigung von Minderjährigen in Untersuchungshaft genommen worden; er wurde bis zur Anklageerhebung unter Auflagen auf freien Fuß gesetzt, u.a. wurden ihm öffentliche Auftritte und Darbietungen im Rahmen seiner Tätigkeit als Künstler untersagt, was er als Beschränkung seiner Meinungsäußerungsfreiheit ansieht.
2023
- 11.12.2023, O.C. gegen Lettland (Appl. no. 30007/23); pro-russische Aktivistin, die in Finnland Asylstatus hat, wurde an der Einreise nach Lettland gehindert.
- 27.11.2023, Orhan Aydin gegen Türkei (Appl. no. 18493/21); Geldstrafe wegen eines Tweets über die Tochter des Präsidenten.
- 27.11.2023, Mustafa Karadağ u.a. gegen Türkei (Appl. no. 55549/20); Disziplinarstrafe der Rüge gegen Mitglieder einer Richterorganisation, weil sich diese kurz nach Einleitung von Ermittlungen durch die Staatsanwaltschaft gegen Vertreter einer Tageszeitung zu dieser Zeitung begeben hatten um zu protestieren; einer der Beschwerdeführer hielt eine Rede, in der er sagte, dass die Presse von der Justiz unterdrückt werde.
- 16.11.2023, Kemal Kılıçdaroğlu gegen Türkei (Appl. no. 21536/22); der Beschwerdeführer war Vorsitzender der größten Oppositionspartei, er wurde wegen einer Rede, in der er Kritik an der Familienministerin übte, zu einer Entschädigung an diese verurteilt.
- 16.11.2023, Antonios Koumiotis gegen Griechenland (Appl. no. 584/19); Blogger (voliotaki.gr), wurde wegen Verleumdung des Präsidenten einer regionalen Wirtschaftskammer zu einer Haftstrafe von 13 Monaten verurteilt; der EGMR fragt auch nach der Rechtsgrundlage, auf Grund derer die Identität des Bloggers bekanntgegeben wurde.
- 15.11.2023, Adil Uçankan gegen Türkei (Appl. no. 446161/22); Disziplinarstrafe über Fußballfunktionär wegen Postings in sozialen Medien.
- 13.11.2023, Lech Wałęsa gegen Polen (Appl. no. 28371/23); der Beschwerdeführer wurde wegen mehrerer Facebook-Postings zum Flugzeugabsturz von Smoleńsk zu einer Entschuldigung gegenüber Jarosław Kaczyński verurteilt; er macht eine Verletzung des Art. 6 EMRK geltend, weil der Fall von einer Kammer des Obersten Gerichthofs entschieden wurde, der "neue", nicht gesetzmäßig bestellte Richter angehörten, und eine Verletzung des Art. 10 EMRK.
- 18.10.2023, Ivan Grbiniček gegen Kroatien (Appl. no. 7450/22); Verurteilung zu einer Geldstrafe wegen übler Nachrede gegenüber einem örtlichen Polizeichef.
- 05.10.2023, Miguel Alexandre Ganhão gegen Portugal (Appl. no. 23143/19); Journalist, verurteilt wegen übler Nachrede betreffend den Chef eines Werbeunternehmens, dem er in einer Meinungskolumne Steuervergehen unterstellte.
- 19.09.2023, Iravunki Evropa miavorum gegen Armenien (Appl. nos. 22685/17 and 29315/18); Zugang zu Informationen; NGO, wollte Zugang zu den Ergebnissen von Auswahlverfahren für die Bestellung von Richter:innen.
- 19.09.2023, Jordi Turull I Negre u.a. gegen Spanien (Appl. no. 20096/21 u.a.); Mitglieder der katalonischen Regionalregierung und Anführer zivilgesellschaftlicher Organisationen, die nach der Sezessionserklärung Kataloniens wegen Sezession und Unterschlagung bestraft wurden.
- 18.09.2023, Karl-Henrik Grinnemo u.a. gegen Schweden (Appl. no. 37988/21); Wissenschaftler an einer medizinischen Universität, wurden von der Universität des wissenschaftlichen Fehlverhaltens in Zusammenhang mit mehreren von ihnen publizierten Artikel schuldig gefunden; die Beschwerde stützt sich vor allem auf Art. 6 EMRK, da keine Berufungsmöglichkeit gegen die Entscheidung der Universität bestand.
- 12.09.2023, Jost Müller-Neuhof gegen Deutschland (Appl. no. 47935/19); Zugang zu Informationen; Journalist des Tagesspiegels, wollte Information über Strafverfahren, die gegen Mitglieder des Deutschen Bundestags geführt wurden (Urteil des deutschen Bundesverwaltungsgerichts).
- 05.09.2023, Rastislav Trnka gegen Slowakei (Appl. no. 2091/22); Verurteilung eines Lokalpolitikers zu einer Entschuldigung und einer Entschädigung an einen Bürgermeister wegen Äußerungen in einer Pressekonferenz.
- 04.09.2023, Rádio e Televisão de Portugal u.a. gegen Portugal (Appl. no. 25972/20); TV-Unternehmen und Journalisten dieses Unternehmens, wurden zu einer Entschädigung an einen Chirurgen verurteilt, dem sie in einem TV-Beitrag vorgeworfen hatten, Patienten falsch beraten zu haben, um sie zu einer Operation in einer Privatklinik zu bewegen, an der der Chirurg auch tätig war.
- 29.08.2023, Ana Cristina Chinita Rodrigues gegen Portugal (Appl. no. 17655/19); Richterin, die in einem Verfahren, das sie nach Aufhebung einer Entscheidung durch die Oberinstanz weiterführen musste, Kritik am Instanzgericht übte und deshalb disziplinär wegen Verletzung der Pflicht zu korrektem Verhalten (dever de correção) verwarnt wurde.
- 10.07.2023, Luis Filipe Costa Figueiredo gegen Portugal (Appl. no. 6928/19); Verurteilung zu einer bedingten Haftstrafe von zwei Jahren und einem Monat wegen Beleidigung eines Staatsanwalts und eines Richters.
- 10.07.2023, Pierre Januel gegen Frankreich (Appl. no. 52161/22); Zugang zu Informationen; Journalist wollte Zugang zu den Gästelisten der Jagden auf der staatlichen Domäne Chambord ("chasses présidentielles").
- 29.06.2023, Duarte Alberto Rodrigues Nunes gegen Portugal (Appl. nos. 40379/19 u.a.); Richter, Disziplinarverfahren.
- 27.06.2023, Josep Costa i Rossello u.a. gegen Spanien (Appl. no. 29780/20 u.a.); katalanische Abgeordnete, deren Resolutionen im Zusammenhang mit der Sezession Kataloniens von Spanien vom spanischen Verfassungsgericht als verfassungswidrig beurteilt wurden.
- 27.06.2023, Josep Costa i Rossello gegen Spanien (Appl. no. 42224/22); katalanischer Abgeordneter, gegen den wegen der Sezessionsbestrebungen gerichtliche Verfahren eingeleitet wurden.
- 07.06.2023, Perez u.a. gegen Schweiz (Appl. no. 14652/22); der Erstbeschwerdeführer ist Journalist und hatte über das Projekt der - mit Unterstützung einer privaten Stiftung des Milliardärs Jean Claude Gandur geplanten - Renovierung des Genfer Museums für Kunst und Geschichte publiziert; er wurde wegen Schädigung des Rufs von Jean Claude Gandur zu einer Entschädigung verurteilt (letztinstanzliches nationales Urteil des Schweizer Bundesgerichts vom 10. September 2021, 5A_612/2019).
- 07.06.2023, Vlad Negrilă und Epoch Times International S.R.L. gegen Rumänien (Appl. no. 25353/21); Festnahme wegen eines Protests bei einem chinesischen Staatsbesuch, dadurch wurde auch verhindert, dass der Erstbeschwerdeführerin der Zweitbeschwerdeführerin ein Interview geben konnte.
- 01.06.2023, Khaghaghutyan Yerkkhosutyun gegen Armenien (Appl. no. 5497/17); Zugang zu Informationen; NGO, die sich für friedliche Konfliktlösungen einsetzt; wollte vom Verteidigungsministerium Daten zu Todesfällen in der Armee im Zeitraum von 1994 bis 2014, darunter Namen, Rang, Todesursache, Namen der Kommandanten der jeweiligen Einheit, und eine kurze Beschreibung der Vorfälle; wurde aus Gründen der Staatssicherheit abgelehnt.
- 24.05.2023, Mestan u.a. gegen Bulgarien (Appl. no. 29440/17); Wahlwerbespot für die Parlamentswahlen, in dem der türkische Botschafter zwei Sekunden lang zu sehen war; die Wahlkommission verfügte, dass der Spot nicht ausgestrahlt werden dürfe, weil darin eine Einmischung des Auslands in die Wahlen zu erkennen sie, die gegen die guten Sitten verstoße.
- 22.05.2024, Kaloyan Georgiev Stanev und bulgarisches Helsinki Komitee (Appl. no. 50756/17); Zugang zu Informationen; Informationsanfrage an die Staatsanwaltschaft zur Frage, ob Ermittlungen zu zwei in den Medien gemeldeten Todesfällen von Flüchtlingen eingeleitet worden waren.
- 18.05.2023, Elena Popa gegen Rumänien (Appl. nos. 1113/20 et 16726/21); die Beschwerdeführerin war Administratorin der Facebook-Gruppe "Feriți-va de intermediarii țepari" (Vorsicht vor betrügerischen Vermittlern), die sich an Haushaltshilfen/Pflegekräfte wandte, die in Österreich tätig waren; sie wurde wegen Postings zu einer Entschädigung verurteilt, in denen sie einen Vermittler als Dieb und Betrüger bezeichnet hatte.
- 10.05.2023, Janssen-Cilag SAS gegen Frankreich (Appl. no. 47086/22; legal summary); Pharmaunternehmen, über das wegen einer Kampagne, die sich gegen die Verwendung generischer Arzneimittel richtete, eine Geldbuße von 21 Mio. € wegen Missbrauchs einer marktbeherrschenden Stellung verhängt wurde.
- 06.04.2023, Cherni gegen Schweiz (Appl. no. 38711/20); die Beschwerde betrifft eine Verurteilung wegen mehrfacher Widerhandlung gegen Art. 2 des (Schweizer) Bundesgesetzes über das Verbot der Gruppierungen Al-Qaïda und Islamischer Staat sowie verwandter Organisationen (letztinstanzliches nationales Urteil des Schweizer Bundesgerichts vom 26.02.2020); der Beschwerdeführer war "Verantwortlicher des Departements für Kulturproduktion" im Verein "Islamischer Zentralrat Schweiz" und wurde wegen Produktion und Ausstrahlung von zwei 40-minütigen Videos auf YouTube und in einem Hotelsaal in Winterthur bestraft.
- 05.04.2023, Ciprian Coadă gegen Rumänien (Appl. no. 616/20); rumänischer Richter am Berufungsgericht Constanţa, über den wegen eines Artikels auf einem juristischen Nachrichtenportal zu einer Entscheidung des Verfassungsgerichts eine Disziplinarstrafe verhängt wurde.
- 04.04.2023, Ercan Gün gegen Türkei (Appl. no. 35978/18); Journalist bei Zaman und zuvor bei TGRT, wurde nach dem Putschversuch 2016 festgenommen, weil er angeblich in Zusammenhang mit der Ermordung von Hrant Dink stehe, schließlich wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung (FETÖ/PDY) verurteilt.
- 03.04.2023, Aytaj Soltan gizi Ahmadova gegen Aserbaidschan (Appl. no. 30551/18); Journalistin, deren private Fotos und Videos ohne ihr Einverständnis auf Facebook verbreitet wurden, nachdem ihr Computer im Zuge von Untersuchungen gegen ihren Dienstgeber Meydan TV beschlagnahmt worden war; sie macht geltend , dass der Staat seine Schutzpflichten nach Art. 8 ERMK verletzt habe.
- 03.04.2023, Génération identitaire gegen Frankreich (Appl. no. 1728/22); Beschwerde gegen die Auflösung des Vereins Génération identitaire, gestützt sowohl auf Art. 11 als auch auf Art. 10 EMRK.
- 28.03.2023, Doina Ioana Străisteanu gegen Republik Moldau (Appl. no. 9989/20); Anwältin, beschwert sich gegen eine einstweilige Verfügung, mit der ihr aufgetragen worden war, Videos von ihrer Facebook-Seite zu löschen in denen ein anderer Anwalt ihr gegenüber homophobe Beleidigungen geäußert hatte.
- 22.03.2023, Benjamin Russ gegen Deutschland (Appl. no. 44241/20); Aktivist, der wegen Verwendung einer Plastikfolie, die er auf einer Demonstration zum Schutz vor Pfefferspray um seien Kopf gewickelt hatte (und auf der "smash capitalism" stand), zu einer Geldstrafe (wegen einer verbotenen "Schutzwaffe" im Sinne des § 17a Versammlungsgesetz) verurteilt wurde (siehe dazu zB hier, hier oder hier).
- 17.03.2023, Tânia Alexandra Ferreira e Castro da Costa Laranjo gegen Portugal (Appl. nos. 33203/20 and 45884/22); TV-Journalistin, wurde wegen Missachtung des Gerichts zu einer Geldstrafe verurteilt, weil sie Aufnahmen aus einer Vernehmung eines früheren Ministers, gegen den Untersuchungen aufgrund von Korruptionsvorwürfen geführt wurden, gesendet hatte; zudem wurde sie deshalb in einem Zivilverfahren zu einer Entschädigung verurteilt.
- 01.03.2023, Mitja Kunstelj gegen Slowenien (Appl. no. 5257/22); sechsmonatige Haftstrafe für einen Blogger, der in Blogposts zwei Journalist:innen beleidigt hatte (u.a. als "Ratte", "Hure", "Perversling") und - tatsächlich unrichtig - behauptet hatte, eine der Journalist:innen hätte ihn zu einer sexuellen Handlung gezwungen und würde Hunde missbrauchen).
- 21.02.2013, Heinz Richter gegen Griechenland (Appl. no. 43326/22); deutscher, auf Griechenland spezialisierter Historiker, dem aufgrund "certains propos qu’il avait formulés" (bestimmter von ihm formulierter Aussagen, vor allem in seinem Buch über die deutsche Besetzung Kretas) die Ehrendoktorwürde der Universität Kreta aberkannt wurde.
- 17.02.2023, Nederlandse Omroep Stichting (NOS) u.a. gegen die Niederlande (Appl. no. 20066/18); Zugang zu Informationen; der öffentlich-rechtliche Rundfunkveranstalter NOS, ein privater Rundfunkveranstalter und eine Zeitung begehrten (teilweise) erfolglos Zugang zu Informationen der niederländischen Behörden im Zusammenhang mit dem Abschuss des Flugs MH17.
- 15.02.2023, Maciej Nabrdalik und Maciej Moskwa gegen Polen (Appl. nos. 30614/22 und 30848/22); Fotojournalisten, die außerhalb der gesperrten Zone an der weißrussischen Grenze vom Militär für rund 80 Minuten angehalten und durchsucht worden waren.
- 03.02.2023, Aleksandrs Gaponenko gegen Lettland (Appl. no. 39755/22); Verurteilung eines Aktivisten der russischsprachigen Bewohner Lettlands wegen des Inhalts zweier Social Media-Postings zu einer zehnmonatigen bedingten Haftstrafe und einer zweijährigen Bewährungszeit, während der er keine Aktivitäten auf Social Media setzen solle.
- 01.02.2023, Kemal Kılıçdaroğlu gegen Türkei (Appl. no. 52720/21); Vorsitzender der Oppositionspartei CHP, war zu einer Entschädigungszahlung für immaterielle Schäden an einen Minister verurteilt worden; die dagegen an das Verfassungsgericht erhobene Beschwerde wurde als verfristet zurückgewiesen; die Beschwerde stützt sich überwiegend auf Art. 6 EMRK wegen der behaupteten Befangenheit eines Verfassungsrichters, aber auch auf Art. 10 EMRK.
- 31.01.2023, Oleg Brega gegen Rumänien (Appl. no. 13956/20); der Beschwerdeführer hatte eine Polizeikontrolle live auf Facebook gestreamt und war deshalb einer Identitätskontrolle und einer Durchsuchung unterzogen worden.
- 25.01.2023, Société d'exploitation d'un service d'information CNEWS gegen Frankreich (Appl. no. 52837/22); Geldstrafe von 200.000 € gegen einen Fernsehsender, wegen eines Kommentars in einer Sendung ("Face à l'info"), in dem Eric Zemmour über unbegleitete ausländische Minderjährige in Frankreich behauptete, dass "die meisten" oder "alle" Diebe, Vergewaltiger und Mörder seien (siehe dazu zB hier und hier).
- 17.01.2023, Christos Arvanitis und Phileftheros Public Company Ltd. gegen Zypern (Appl. no. 49917/22); Verurteilung wegen übler Nachrede gegenüber einem Anwalt.
- 13.01.2023, Cristian-Mihai Dide gegen Rumänien (Appl. nos. 639714/19 u.a.); die Beschwerden betreffen Verwaltungsstrafen und administrative Maßnahmen gegen den Beschwerdeführer wegen der Teilnahme an Protesten und Äußerungen auf seinem Facebook-Account im Zusammenhang mit dem Roșia Montană Bergbauprojekt.
- 10.01.2023, Jakub Smoleń und Fundacja Greenpeace Polska gegen Polen (Appl. nos. 40387/20 et 40754/20); Beschwerden wegen heimlicher Überwachung durch die Sicherheitsbehörden im Umfeld des Klimagipfels 2018 in Polen.
- 09.01.2023, Apostolos Vlysidis gegen Griechenland (Appl. no. 18978/18); Verurteilung des Beschwerdeführers, eines Universitätsprofessors, wegen übler Nachrede aufgrund einer Beurteilung, die er in einem universitären Beförderungsverfahren über einen Bewerber abgegeben hatte.
- 05.01.2023, Francisco José de Carvalho Marques u.a. gegen Portugal (Appl. nos. 29703/19 u.a.); Beschwerdeführer sind der FC Porto, dessen Pressesprecher und der Präsident des Vereins, gegen die wegen kritischer Äußerungen über Schiedsrichter vom Disziplinarrat des portugiesischen Fußballverbandes Geldstrafen und Suspendierungen ausgesprochen wurden.
2022
- 05.12.2022, Christine Ludes und Charles Thonon u.a. gegen Frankreich (Appl. no. 40899/22); die Beschwerdeführer:innen waren wegen Diebstahls zu geringfügigen bedingten Geldstrafen verurteilt worden, weil sie bei öffentlichen Versammlungen die Porträts des Präsidenten der Republik aus mehreren Rathäusern entfernt und nicht zurückgegeben hatten (Aktion "Decrochons Macron"); sie wollten damit als Klima-Aktivist:innen gegen die Untätigkeit der Regierung protestieren.
- 22.11.2022, Mladina D.D. Ljubljana gegen Slowenien (Appl. no. 43388/17); Beschwerdeführer ist die Medieninhaberin des Wochenmagazins Mladina, das wegen der Veröffentlichung eines Familienfotos des SDS-Politikers Branko Grims neben einem Familienfoto der Familie Joseph Goebbels zu einer Entschädigung verurteilt worden war (siehe dazu diesen Medienbericht).
- 19.11.2022, Vesna Pešić gegen Serbien (Appl. no. 4545/21); ehemalige Politikerin; war wegen eines Online-Artikels, in dem sie die Untätigkeit der Polizei gegen den ihrer Ansicht nach rechtswidrigen Abbruch von Wohnhäusern in Belgrad kritisiert hatte, zu einer Entschädigung verurteilt worden.
- 07.11.2022, Maciej Ferek gegen Polen (Appl. no. 22591/22); die Beschwerde betrifft Disziplinarmaßnahmen gegen einen polnischen Richter, der nicht mit neu (vom neuen, politisch gesteuerten Justizrat) ernannten Richtern judizieren wollte.
- 07.11.2022, Balthasar Glättli ua gegen Schweiz (Appl. no. 47351/18; legal summary); die Beschwerde betrifft die Regeln zur Vorratsspeicherung von Telekom-Daten in der Schweiz, die bis 2018 in Kraft war.
- 24.10.2022, Saide İnaç gegen Türkei (Appl. no. 14483/21); die kurdische Sängerin (mit deutscher Staatsbürgerschaft) Saide İnaç (Künstlername Hozan Cane) wurde aufgrund eines Facebook- Postings, bei dem sie einen fremden Beitrag geteilt hatte, wegen Beleidigung des Präsidenten zu einer Haftstrafe verurteilt.
- 29.09.2022, Yalchin Imanov gegen Aserbaidschan (Appl. no. 62/20); Anwalt, der wegen des Verbreitens unbestätigter Informationen über eine angebliche Misshandlung eines Mandanten in der Haft aus der Anwaltschaft ausgeschlossen wurde.
- 28.09.2022. Hildur Harðardóttir gegen Island (Appl. no. 2281/22); Aktivistin, die nach einem "Sit-In" im Justizministerium festgenommen und in der Folge zu einer auf ein Jahr bedingt ausgesetzten Strafe verurteilt wurde (siehe zum Protest hier).
- 27.09.2022, Oleg Brega gegen Rumänien (Appl. no. 57727/21); Blogger, wurde zweimal nach dem Filmen von Polizisten mit einer geringen Geldstrafe bestraft (wegen Ordnungsstörung bzw- Beleidigung von Polizisten).
- 27.09.2022, Oleg Brega gegen Rumänien (Appl. no. 31041/20); Blogger, der bei einer Sitzung eines Gemeinderats filmte und trotz Aufforderung, das Filmen einzustellen nicht damit aufhörte; er wurde - wegen illegalen Betretens des Versammlungsorts mit einer geringen Geldstrafe belegt.
- 27.09.2022, O.P. gegen Vereinigtes Königreich (Appl. no. 23570/22; legal summary); der Beschwerdeführer war Abgeordneter und wurde vom Parliamentary Commissioner for Standards ("PCS") wegen einer Verletzung parlamentarischer Standards untersucht; das House of Commons stimmte dem Bericht des PCS zu und verhängte einen dreißigtägigen Ausschluss; der Beschwerdeführer macht geltend, dass er dadurch in seinem Recht nach Art. 8 EMRK verletz worden sei.
- 22.09.2022, Isabel José Dos Santos gegen Portugal (Appl. no. 43765/20); die Beschwerdeführerin ist "Unternehmerin" und Tochter des früheren Präsidenten von Angola; im Zuge gerichtlicher Erhebungen wegen diverser Delikte wie Unterschlagung und Geldwäsche ordnete der Untersuchungsrichter die Sicherstellung von Bankguthaben in der Höhe von mehr als 1 Mrd. €an; die Beschwerde richtet sich einerseits gegen dieses Einfrieren von Geldern, macht aber andererseits auch - gestützt auf Art. 8 EMRK - geltend, dass durch Leaks aus dem Ermittlungsverfahren ihr Ruf geschädigt worden sei.
- 19.09.2022, François Colcombet und Patrice Le Gall du Tertre gegen Frankreich (Appl. no. 59984/21); die Beschwerdeführer sind ein ehemaliger Richter und Abgeordneter und ein pensionierter TV-Produzent; in einem vom Zweitbeschwerdeführer produzierten Dokumentarfilm über die Ermordung des Richters François Renaud ("le juge Renaud, un homme à abattre") hatte der Erstbeschwerdeführer dem nach der Ermordung ermittelnden Richter Untätigkeit vorgeworfen; sie wurden dafür zu einer Entschädigung verurteilt.
- 14.09.2022, Michal Szczerba (Appl. no. 15626/17); Parlamentsabgeordneter einer Oppositionspartei, wurde wegen eines Protests gegen eine Neuregelung der Medienberichterstattung aus dem Parlament (Hochhalten eines "Taferls") und der darauffolgenden Unruhe im Parlament wegen Behinderung der Verhandlung von der weiteren Sitzungsteilnahme ausgeschlossen.
- 26.08.2022, Mihaela Nikolaeva Petrova gegen Bulgarien (Appl. no. 938/21); die Beschwerdeführerin kündigte einen Protest gegen COVID-19-Maßnahmen an und wurde zuvor von Polizisten aufgesucht und ermahnt, keine Übertretungen zu begehen; außerdem wurde sie genau für den Termin des von ihr angekündigten Protests zu einer Vernehmung bei der Polizei geladen; sie sieht dadurch ihr Recht nach Art. 10 EMRK verletzt.
- 25.08.2022, Myriam Eckert gegen Frankreich (Appl. no. 56270/21); die Beschwerdeführerin wurde wegen Teilnahme an einer - trotz Verbots abgehaltenen - Versammlung der "Gelbwesten" zu einer Geldstrafe von 150 € verurteilt.
- 18.07.2022, Asparez Journalists' Club gegen Armenien (Appl. no. 72917/17); Ausschluss eines Medienunternehmens von der Akkreditierung für Berichte von einer Parlamentswahl.
- 06.07.2022, NSZZ Solidarność Region Gdański und Roman Kuzimski gegen Polen (Appl. no. 54192/15); Äußerungen eines Gewerkschaftsfunktionärs gegenüber einem Arbeitgeber
- 04.07.2022, Beata Morawiec gegen Polen (Appl. no. 46238/20; siehe dazu auch diese Pressemitteilung); Richterin (frühere Präsidentin des Regionalgerichts Krakau und Vorsitzende der Richter:innenorganisation "Themis"); sie wurde vom Justizminister ihres Amtes als Gerichtspräsidentin enthoben unter Hinweis auf angebliche Versäumnisse bei der Überwachung der Justizverwaltung; außerdem blieb sie 235 Tage lang suspendiert.
- 29.06.2022, Gregorian Bivolaru gegen Rumänien (Appl. no. 21574/20); der Beschwerdeführer - Gründer der ersten Yogaschule nach dem Fall des kommunistischen Regimes, hatte einen TV-Sender und dessen Moderator erfolglos verklagt, weil in einem Bericht über eine mutmaßlich entführte und vergewaltigte Frau der Tatverdächtige als seine "rechte Hand" bezeichnet worden war.
- 20.06.2022, Regards Citoyens gegen Frankreich (Appl. no. 1511/20); Informationszugang; Verweigerung des Zugangs zu Informationen über Aufwandspauschalen von Abgeordneten.
- 14.06.2022, Mihai-Marian Pavelescu gegen Rumänien (Appl. no. 38962/19); Informationszugang; Weigerung der Behörden, dem beschwerdeführenden Journalisten Auskunft über unbezahlte Bußgelder von TV-Unternehmen zu geben.
- 14.06.2022, Centre d’investigations journalistiques gegen Republik Moldau (Appl. no. 1467/17); Informationszugang; Verweigerung des Zugangs zu Bescheiden über die Ablehnung der Ernennung oder Beförderung von Richtern und zu Informationen über Personen, die verschiedene Auszeichnungen erhalten hatten.
- 10.06.2022, Piotr Gąciarek gegen Polen (Appl. no. 27444/22); Disziplinarverfahren und Suspendierung eines kritischen Richters in Polen.
- 07.06.2022, Antoine Dusseaux gegen Frankreich (Appl. no. 55390/21); Betreiber der Website doctrine.fr (juristische Datenbank), bekämpft die Weigerung eines Gerichtes, ihm Zugang zu den Akten in Zivilverfahren und zu den Archiven des TGI Paris zu gewähren.
- 28.04.2022, Associated Newspapers Limited gegen Vereinigtes Königreich (Appl. no. 37398/21); auch in diesem Fall geht es um CFA und ATE.
- 27.04.2022, Société Suisse de Radiodiffusion et Télévision (SSR) u.a. gegen Schweiz (Appl. no. 43335/18); Objektivitätsverletzung der SRG, siehe Urteil des Schweizer Bundesgerichts vom 15.02.2018, 2C_125/2017.
- 21.04.2022, Grzegorz Zenon Malkiewicz gegen Vereinigtes Königreich (Appl. no. 39449/21); Klage in London gegen Eigentümerin und RedakteurInnen eines dort erscheinenden polnischsprachigen Magazins; die Klage wurde verglichen, die Beschwerde richtet sich gegen die Kostenersatzpflicht auf der Basis eines Erfolgshonorars ("conditional fee arrangement" - CFA).
- 04.04.2033, Franz-Olivier Giesbert ua gegen Frankreich (Appl. no. 835/20); Verurteilung des Herausgebers des Wochenmagazins Le Point wegen einer Titelgeschichte über "L’affaire Copé".
- 29.03.2022, Union des Juges de Bulgarie gegen Bulgarien (Appl. no. 6522/18); Berufsverband bulgarischer Richter*innen, beschwert sich wegen einer "Schmutzkampagne" von Politikern und Presse sowie diskriminierende Behandlung durch den Obersten Jusizirat sowie gesetzgeberische Maßnahmen wie zB die verpflichtende Offenlegung der Mitgliedschaft in Berufsverbänden.
- 22.02.2022, Ivana Raspović gegen Kroatien (Appl. no. 51775/21); zwei Ordnungsstrafen gegen eine Anwältin, die in einer Berufung schrieb, dass dir Richterin offensichtlich ihren Job nicht machen wollte; in der Berufung gegen die erste Strafe wiederholte sie, dass die Richterin ihren Job nicht mache und ihre Macht missbrauche, was zur zweiten Ordnungsstrafe führte.
- 17.01.2022, Jeremejevs gegen Lettland (Appl. no. 44644/21); Aktivist, der aufgrund von Facebook-Videos, in denen er Mitarbeiter*innen im Gesundheitsbereich zur COVID-19-Situation und zu den diesbezüglichen Regierungsmaßnahmen interviewt hatte, festgenommen wurde.
- 17.01.2022, Piotr Ikonowicz gegen Polen (Appl. no. 39274/17); Journalist und Politiker, hatte einen Gynäkologen, der sich als Abtreibungsgegner geweigert hatte, eine Abtreibung bei einem fehlgebildeten Fötus vorzunehmen, was zur Folge hatte, dass das Kind ausgetragen werden musste, aber vier Tage nach der Geburt starb, als "Mann ohne Gewissen", "degeneriert", "verrückt" und "Verkörperung des Teufels" bezeichnet und wurde dafür wegen übler Nachrede zu einer Geldstrafe verurteilt.
- 14.01.2022, Šaripovs und Gončarovs gegen Lettland (Appl. nos.14589/18 und 22381/18); die Beschwerdeführer hatten gegen eine Prozession zum Andenken an lettische Angehörige der Waffen-SS protestiert und wurden festgenommen, weil ihr Transparent, das die Erschießung von Kriegsgefangenen durch die SS zeigte, als Gewaltaufruf verstanden wurde; sie erhielten eine Verwarnung (was u.a. zur Folge hatte, dass sie für ein Jahr lang keine Demonstrationen anmelden durften).
- 12.01.2022, Aliona Rosca gegen Moldau (Appl. no. 60943/15); Richterin, macht gestützt auf art. 8 EMRK geltend, dass der Staat seine Pflicht zum Schutz ihres guten Rufs verletzt habe, weil sie unbestätigten Anschuldigungen über berufliches Fehlverhalten ausgesetzt war, die der Präsident des Obersten Rates der Gerichtsbarkeit gemacht hatte und die in den Medien weit verbreitet wurden.
2021
- 22.11.2021, Stanislav Volodymyrovych Shevchuk gegen Ukraine (Appl. no. 472/21); Entlassung des Verfassungsgerichts-Präsidenten nach einem Disziplinarverfahren vor dem Verfassungsgericht; der Beschwerdeführer stützt sich auf Art. 6 Abs. 1 EMRK (weil es kein Rechtsmittel gab), Art. 8 und Art. 10 EMRK (weil die Entlassung eine Vergeltungsmaßnahme für seine Äußerungen im Zusammenhang mit der Präsidentenwahl gewesen seien.
- 13.10.2021, Central Unitaria de Traballadores/AS gegen Spanien (Appl. no. 49363/20); Demoverbot während der COVID-19-Pandemie (1. Mai-Aufmarsch einer Gewerkschaft am 1. Mai 2020)
- 13.10.2021, Alexandru Pătraşcu gegen Rumänien (Appl. no. 1847/21); IT-Ingenieur und Opernliebhaber, der auf Facebook und einem Blog regelmäßig über Neuigkeiten aus der Opernwelt berichtet, wurde wegen fremder Kommentare auf seiner Facebook-Page, die zwei Mitarbeiter der Bukarester Oper beleidigten, verurteilt; es geht vor allem um die Abgrenzung zur Delfi-Rechtsprechung im Hinblick auf einen nicht professionellen Medieninhaber.
- 11.10.2021, Alina Bunzel gegen Poeln (Appl. no. 18854/18); Organisatorin einer Demo gegen die Einschränkung des Rechts auf Abtreibung in Polen, wurde bestraft, weil bei der Demo das gesetzlich geschützte Symbol "Kämpfendes Polen" verhöhnt worden sei (es wurde grafisch umgestaltet, zu einer "kämpfenden polnischen Frau", siehe das Bild hier oder hier).
- 11.10.2021, Marta Elżbieta Grundland und Natalia Bojarowska gegen Polen (Appl. nos. 15532/21 and 16560/21); die Beschwerdeführerinnen sind Umweltaktivistinnen, die regelmäßig mit Greenpeace zusammenarbeiten; bei einer Protestaktion filmten und kommentierten sie das Geschehen live und wurden dabei festgenommen (und schließlich auch, noch nicht rechtskräftig, wegen Sachbeschädigung verurteilt); sie machen geltend, dass sie als "Bürgerjournalistinnen" anwesend gewesen seien und nicht an der Protestaktion teilgenommen, sondern darüber bloß berichtet hätten.
- 06.10.2021, Maia Bakradze gegen Georgien (Appl. no. 20592/21); Richterin, der eine richterliche Planstelle verwehrt blieb und die das auf ihr Engagement bei einer kritischen Richtervereinigung zurückführt.
- 27.09.2021, Alain Pellegrinelli u.a. gegen Schweiz (Appl. no. 18509/19); Bettelverbot im Kanton Waadt.
- 08.09.2021, Gülhan Şimşek gegen Türkei (Appl. no. 43422/20); Beförderungssperre für Lehrer wegen Erdoğan-kritischer bzw. satirischer Facebook-Posts.
- 30.08.2021, Start Media Ltd gegen Armenien (Appl. no. 34286/15) und Hraparak Oratert Ltd und Simonyan gegen Armenien (Appl. no. 34321/15); Quellenschutz / Redaktionsgeheimnis; die Medienunternehmen bzw. die Journalistin wurden zur Offenlegung der Quelle für einen Bericht über Polizeigewalt verpflichtet.
- 25.08.2021, Rejting Centar Srbije gegen Serbien (Appl. no. 15419/17); NGO, die Daten zur Qualität von höheren Schulen veröffentlicht und dazu auch Auskunftsbegehren stellt, die nicht immer befolgt werden; sie beschwert sich darüber, dass ihr das Recht verweigert wird, Verwaltungsstrafverfahren gegen die Auskunftsverweigerer zu beantragen (anders als natürlichen Personen).
- 27.07.2021, Nina Mykolayivna POTARSKA u.a. gegen Ukraine (Appl. no. 28523/19); Veröffentlichung von persönlichen Daten und Vorwürfen kriminellen Verhaltens auf einer Website, die im Ausland von Privatpersonen registriert war, aber angeblich in Zusammenhang mit der Regierung stand.
- 29.06.2021, Yuliya Vladimirovna Tsvetkova gegen Russland (Appl. no. 10497/21); Verwaltungsstrafe wegen Förderung der Homosexualität aufgrund mehrerer Postings auf sozialen Netzwerken.
- 29.06.2021, Jolanta Anna Zawadzka gegen Polen (Appl. no. 50554/19); Verurteilung wegen Störung des Gottesdienstes; die Beschwerdeführerin hatte in sozialen Netzwerken dazu aufgerufen, aus Protest gegen ein Kommuniqué der Bischofskonferenz zum "Schutz des Lebens" demonstrativ während der Messe die Kirche zu verlassen; im Zuge einer derartigen Aktion hatte sie laut u.a. gerufen "Ich kann das nicht mehr anhören" und sich auch auf Ersuchen anderer Gottesdienstteilnehmer nicht beruhigt, sodass die Messe unterbrochen werden musste.
- 24.06.2021, K.P. gegen Polen (Appl. no. 56310/15); Lehrer wurde entlassen, weil er unzulässigerweise bei zwei Schulausflügen von seinem Partner begleitet wurde und weil er ein Blog mit teilweise erotischem Inhalt geführt hatte; er macht geltend, dass die Entlassung vor allem wegen seiner Homosexualität erfolgt sei.
- 23.06.2021, Andrey Vladimirovich Rudoy gegen Russland (Appl. no. 19835/18); der Beschwerdeführer veröffentlichte auf einem sozialen Netzwerk ein Posting, in dem er eine Solo-Demonstration gegen eine Fahrpreiserhöhung der Metro ankündigte und dazu aufrief, ihn zu unterstützten und eine Petition zu unterschreiben. Er bekam daraufhin von der Polizei eine Verwarnung; fraglich ist die Zulässigkeit der Überwachung von Social Media durch die Polizei.
- 23.06.2021, Kamuran Akin u.a. gegen Türkei (Appl. no. 72796/16 u.a.); Lehrer*innen und Wissenschaftler*innen, die 2012 eine Petition gegen eine Ausgangssperre im kurdischen Siedlungsgebiet unterzeichnet hatten, wurden nach dem misslungenen Putsch 2016 deshalb wegen Zugehörigkeit zu einer terroristischen Organisation von ihren Stellen entlassen.
- 23.06.2021, Alexandros Savvas gegen Griechenland (Appl. no. 27153/20); der Beschwerdeführer war Richter und wurde wegen des Inhalts einer Beschwerde über drei Richterkollegen zu einer Disziplinarstrafe verurteilt.
- 17.06.2021, Yegor Sergeyevich Zhukov gegen Russland (Appl. no. 31674/20); Verurteilung wegen eines Aufrufs zu extremistischen Aktivitäten, weil er auf YouTube dazu aufgerufen hatte, die Regierung mit allen gewaltfreien Mitteln zu bekämpfen.
- 09.06.2021, OOO Novyye Vremena gegen Russland (Appl. no. 27874/19) und OOO Radio Svobodnaya Yevropa/Radio Svoboda gegen Russland (Appl. no. )19659/21); Verwaltungsstrafe wegen verspäteter Meldung ausländischer Finanzierung bzw. mangelhafter Kennzeichnung der ausländischen Finanzierung nach dem "foreign agents"-Gesetz.
- 30.04.2021, Łukasz Biliński gegen Polen (Appl. no. 13278/20); Versetzung eines polnischen Richters gegen seinen Willen, nach Auflösung seiner Gerichtsabteilung, in der er mehrere als regierungskritisch beurteilte Entscheidungen getroffen hatte.
- 28.04.2021, Rasul Agahasan oglu Jafarov u.a. gegen Aserbaidschan (Appl. no. 257/12); Beschwerde wegen Verweigerung einer Rundfunklizenz (nach einem Auswahlverfahren).
- 21.04.2021, Claire Leost gegen Frankreich (Appl. no. 42635/20); strafgerichtliche Verurteilung einer Journalistin wegen Veröffentlichung eines Fotos aus einem Schwurgerichtssaal.
- 31.03.2021, Hazal Selvi Yıldırım gegen Türkei (Appl. no. 45031/20); Verurteilung zu einer Haftstrafe wegen Propaganda für eine terroristische Organisation durch das Teilen von Fotos auf Twitter.
- 04.02.2021, OOO Izdatelstvo Mig gegen Russland (Appl. no. 33215/17); Strafe wegen unterlassener Mitteilung einer Erhöhung der Druckauflage einer kleinen Zeitung (von 300 auf 566 Exemplare).
- 04.02.2021, Anton Aleksandrovich Yarosh gegen Russland (Appl. no. 38950/20); Online-Magazin, auf dem ein Bericht über das Leben einer Heroin-Abhängigen veröffentlicht wurde; die Regulierungsbehörde forderte das Löschen des Beitrags, weil dieser ein positives Bild der Betroffenen zeige und damit verbotene Propaganda für Drogen mache.
- 02.02.2021, Dmitriy Nikolayevich Kuznetsov gegen Russland (Appl. no. 7625/19); Rapper (Stagename "Хаски"/"Husky"); Konzert wurde nach einer Warnung der Strafvollzugsbehörden, wonach in den Texten zu Gewalt, Selbstmord, Extremismus und Drogengebrauch aufgerufen werden, zunächst verlegt, dann bei Beginn abgebrochen; als er außen auf ein Auto stieg und ein Lied begann, wurde er mit Gewaltanwendung daran gehindert und festgenommen.
- 15.01.2021, Public Association Information Ceneter "Genderdoc-M" gegen Republik Modlau (Appl. no. 17766/16); unter anderem auf Art. 8 EMRK gestützte Beschwerde betrifft die Frage nach den Schutzpflichten (positive obligations) des Staates bei Hate Speech, hier auf Online-News-Portalen, bei denen nach einem Bericht über eine geplante LGBT-Parade anonyme Aufrufe zu Gewalt und Diskriminierung gepostet wurden; die nationalen Gerichte lehnten eine Haftung des Portalbetreibers ab, da dieser nicht für die Äußerungen Dritter verantwortlich sei.
- 15.01.2021, Selahattin Demirtaş gegen Türkei (Appl. no. 13609/20); U-Haft des früheren Vorsitzenden der HDP wegen diverser Vorwürfe wie Anstiftung zu Gewalt.
- 15.0.1.2021, Vedat Şorli gegen Türkei (Appl. no. 34229/20); strafrechtliche Verurteilung wegen Facebook-Postings, unter anderem mit Fotos von getöteten PKK-Mitgliedern mit dem Beisatz "Märtyrer sind unsterblich" und einem Posting mit "Happy Birthday President Apo".
2020
- 09.12.2020, Reporters without Borders, German Section und Niko Härting gegen Deutschland (Appl. nos. 81993/17 und 81996/17); Beschwerden betreffend § 5 des Gesetzes zur Beschränkung des Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnisses (strategische Überwachung internationaler Telekommunikation).
- 12.11.2020, Siedlecka gegen Polen (Appl. no. 13375/18); Journalistin, nahm an einer Versammlung gegen das neue Versammlungsgesetz teil, wurde dort von der Polizei festgehalten und später mit einer Verwaltungsstrafe wegen Störung einer Versammlung belegt.
- 04.11.2020, Mariya Anatolyevna Avagyan gegen Russland (Appl. no. 36911/20; legal summary); die Beschwerdeführerin hatte als Kommentar zu einem Instagram-Post angemerkt, dass es keine einzige Corona-Infektion in der Region Krasnodar gegeben habe; sie wurde wegen absichtlicher Verbreitung unrichtiger Information zu einer Verwaltungsstrafe von umgerechnet rund 390 € verurteilt.
- 02.11.2020, Mümtazer Türköne gegen Türkei (Appl. no. 70430/17); Journalist und Professor, Kolumnist der Zeitung Zaman, wurde nach dem Putschversuch 2016 festgenommen und zu zehn Jahren und sechs Monaten Haft wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung verurteilt; die Beschwerde betrifft die Festnahme und U-Haft während des (noch nicht rechtskräftig abgeschlossenen) Strafverfahrens.
- 29.10.2020, Telegram Messenger LLP und Telegram Messenger Inc. gegen Russland (Appl. no. 13232/18; legal summary); Strafe wegen Nichtherausgabe technischer Details zur Entschlüsselung und darauffolgend Sperre.
- 20.10.2020, Yuriy Dmitriyevich Kartyzhev u.a. gegen Russland (Appl. no. 40763/19 u.a.); 17 - voneinander unabhängige - Beschwerden wegen Strafen, die aufgrund einer am 18.03.2019 in Kraft getretenen Änderung des Verwaltungsstrafgesetzes (wonach "showing flagrant disrespect for society, government bodies or State symbols by using profane language against them on the Internet" strafbar ist) wegen diverser Social Media-Posts bestraft wurden.
- 20.10.2020, Merab Tsaava und Beslan Kmuzov gegen Georgien (Appl. no. 13186/20); zwei Journalisten, die bei einer Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und Polizei durch Gummigeschoße verletzt wurden; nach ihrer Auffassung wurden sie gezielt als Journalisten angegriffen.
- 01.09.2020, Private Networks LP gegen Russland (Appl. no. 4945/20); Betreiberin eines VPN, die über eine Website TgVPN Zugang zu einem VPN ermöglicht und für die Einrichtung einen Telegram-bot benutzt; nach dem Vorgehen der russischen Behörden gegen Telegram wurde auch der Zugang zur Website der Beschwerdeführerin gesperrt.
- 26.08.2020, Yaman Akdeniz und Kerem Altıparmak gegen Türkei (Appl. no. 5568/20); Beschwerde von Wissenschaftern gegen die Sperre von 600 Websites, hauptsächlich mit Informationen zum Vorgehen türkischer Sicherheitskräfte gegen die PKK und den "Islamischen Staat".
- 23.07.2020, AMIS Telekom DOO gegen Serbien (Appl. no. 40234/16); Rundfunkunternehmen, hatte 2005 um eine Lizenz angesucht und noch immer keine inhaltliche Entscheidung dazu bekommen.
- 06.07.2020, Ali Ergin Demirhan gegen Türkei (Appl. no. 10509/20); Journalist und Betreiber einer Website (sendika.org), zu der der Zugang auf Anordnung der Telekom-Behörde gesperrt wurde.
- 25.06.2020, Ercan gegen Türkei (Appl. no. 44493/19); strafrechtliche Verurteilung wegen Fotos und Videos, die der Beschwerdeführer auf seiner Facebook-Seite gepostet hatte und die als Propaganda für eine verbotene Organisation beurteilt wurden.
- 22.06.2020, Yorulmaz gegen Türkei (Appl. no. 41400/19); strafrechtliche Verurteilung wegen eines Facebook-Postings, die als Herabwürdigung des Präsidenten der Republik beurteilt wurden.
- 15.06.2020, OOO Zhivaya Fotografiya gegen Russland (Appl. no. 48932/19); Unternehmen, das online ein Poster-Druckservice anbot; IP-Adresse wurde im Zuge des Vorgehens gegen Telegram und Hoster, die zur Umgehung der Telegram-Sperre genutzt wurden, gesperrt (ohne Verständigung).
- 05.06.2020, Inge Fernanda Jozef Van Ballaer gegen Belgien (Appl. no. 16535/18); Verurteilung wegen Belästigung eines Richters durch an das Jugendgericht übersandte bzw. dort affichierte Broschüren/Flugblätter.
- 04.06.2020, OOO Sirius gegen Russland (Appl. no. 59772/18); Sperre der (gesamten) Website eines Onlinemagazins durch die Telekom-Regulierungsbehörde nach Entscheidung eines Gerichts, dass Kommentare zu zwei Beiträgen als antisemitische bzw. Anti-Roma Hate Speech zu beurteilen waren (trotz Löschung der Kommentare nach Aufforderung).
- 28.01.2020, OOO Redaktsiya Sem Na Sem und Sofya Dmitriyevna Yezhova ua gegen Russland (Appl nos. 9578/19 ua); Verantwortlichkeit der Medieninhaberin und der Chefredakteurin eines Online-Magazins für von Dritten hochgeladene Inhalte und Hyperlinks.
- 16.01.2020, Grégory Engels gegen Russland (Appl. no. 35550/18); temporäre Sperre der Website RosKomSvoboda in staatlichen Schulen Moskaus.
- 11.10.2019, Duff und BBC Scotland gegen Vereinigtes Königreich (Appl. no. 8562/19); Journalist der BBC; beschwert sich gegen den Ausschluss der Öffentlichkeit bei einem Gerichtsverfahren über den Entzug der Zulassung für ein Pflegeheim.
- 09.10.2019, Csikós gegen Ungarn (Appl. no. 31091/16); Journalistin, wurde von einem Polizisten telefonisch über Entwicklungen in einem Mordfall informiert; der Polizist wurde versetzt und dann wegen Verletzung des Amtsgeheimnisses angeklagt; dabei wurden Aufzeichnungen der Telefonate verwendet, sodass die Journalistin davon erfuhr, dass Gespräche mit ihr abgehört wurden.
- 20.09.2019, azadlig.info u.a. gegen Aserbaidschan (Appl. no. 36589/17); Blockieren von Websites und Aufnahme in eine Liste von Ressourcen mit verbotenen Informationen.
- 12.09.2019, Vinokur gegen Russland (Appl. no. 31261/19); der Beschwerdeführer hatte mit 13 Jahren ein dreiminütiges Rock-Video in seinem Feed auf einer Social-Media-Plattform gepostet; mehrere Jahre später wurde der Song als extremistisches Material beurteilt und der Beschwerdeführer wegen Verbreitung extremistischen Materials verurteilt.
- 10.09.2019, Stołowski gegen Polen (Appl. no. 46296/17); Verurteilung eines Journalisten wegen eines Artikels über eine zweifelhafte Geschäftsbeziehung eines Bürgermeisters mit einer Fensterfirma, die seien Wahlkampf finanziert habe.
- 28.05.2019, Kochkin gegen Russland (Appl. no. 2171/18); der Beschwerdeführer wurde gerichtlich zu einer Geldstrafe wegen Zurschaustellung extremistischer Symbole verurteilt, weil er auf seiner VKontakte-Seite die russische Fassung eines satirischen Videos der "Daily Show" hochgeladen hatte, in der im Hintergrund Menschen mit Waffen und schwarzen Fahnen mit arabischen Schriftzeichen gezeigt wurden.
- 24.05.2019, Aleksey Vladimirovich Glukhov gegen Russland (Appl. no. 42633/18); Rechtsanwalt und Verteidiger von Dmitriy Semenov, der wegen der Veröffentlichung des Satzes "Orthodoxie oder Tod" verurteilt wurde (s. dazu den anhängigen Fall Appl. no. 478710/17); er hatte auf seiner Facebook-Seite Informationen zu diesem Fall veröffentlicht und wurde wegen eines Kommentars, den ein anonymer Leser dort hinterlassen hatte, zu einer Geldstrafe wegen Veröffentlichung extremistischen Materials verurteilt.
- 03.05.2019, Ishkhan Aghajanyan gegen Armenien (Appl. no. 41675/12); Chemiker in einem zu 10% staatlich kontrollierten Unternehmen wies in einem Interview in einer Zeitung auf mögliche Gefahren aufgrund unsachgemäßer Lagerung von Chemikalien in der Fabrik hin (nachdem er zuvor das Management zweimal darauf aufmerksam gemacht hatte); er wurde daraufhin gekündigt, weil er im Interview - entgegen einer vertraglichen Verschwiegenheitsverpflichtung - auch Angaben über die Höhe der Gehälter in der Fabrik gemacht hatte.
- 05.04.2019, Haschke gegen Deutschland (Appl. no. 58853/18); Aktivist, der bei einer von einem privaten Unternehmen organisierten, aber unter öffentlichem Ehrenschutz stehenden Karrieremesse ("Nacht der Unternehmen") in einem in öffentlichem Eigentum stehenden Konferenzzentrum (Liederhalle Stuttgart) gegen den dortigen Rekrutierungsstand der Bundeswehr protestiert hatte und von der Veranstalterin zum Verlassen der Halle aufgefordert wurde, was er erst einige Minuten später getan hat, wurde deshalb wegen Hausfriedensbruch verurteilt (siehe zu diesem Fall - aus parteilicher Sicht - etwa diesen Bericht).
- 05.02.2019, Di Caprio u.a. gegen Italien (Appl. no. 39742/14); der Fall betrifft die "Terra dei Fucochi" (ein Gebiet in Kampanien, das durch zahlreiche illegale Deponien, insbesondere auch Sondermülldeponien, und die dort entstandenen Feuer, schwer verseucht ist, wobei Studien Zusammenhänge zu dort gehäuft auftretenden schweren Erkrankungen und Todesfällen aufzeigen); die BeschwerdeführerInnen stützen sich vor allem auf Art. 2 und Art. 8 im Hinblick auf das von ihnen behauptete Versagen des Staates beim Schutz ihres Lebens und ihrer Gesundheit, aber auch auf Art. 10 EMRK, da der Staat seinen positiven Verpflichtungen zur Information über dei Gesundheitsgefahren nicht nachgekommen sei.
- 21.01.2019, Nikolay Sergeyevich Gostev gegen Russland (Appl. no. 51427/18); Vorsitzender einer Gewerkschaft von Metro-Bediensteten, nahm in einem TV-Interview zu technischen Problemen der Metro Stellung und wurde deshalb entlassen, weil Mitarbeitern kein direkter Kontakt zu Medien erlaubt ist.
- 21.01.2019, Tatyana Leonidovna Turi gegen Russland (Appl. no. 64140/17); Mitarbeiterin der Moskauer Metro, wurde wegen eines TV-Interviews verwarnt.
- 20.12.2018, Mustafa Ünal gegen Türkei (Appl. no. 20973/18); Journalist, der vor dem Putschversuch für die Zeitung Yarına Bakış, die danach im Ausnahmezustand geschlossen wurde, gearbeitet hatte, und der nach dem Putschversuch in Untersuchungshaft genommen wurde.
- 20.12.2018, Hanım Büşra Erdal gegen Türkei (Appl. no. 6306/18); Journalistin, die vor dem Putschversuch für die Zeitungen Zamen und Yeni Hayat gearbeitet hat, die danach im Ausnahmezustand geschlossen wurden, und die nach dem Putschversuch in Untersuchungshaft genommen wurde.
- 04.12.2018, Zeynalov und Khural Newspapers gegen Aserbaidschan (Appl. no. 43946/14); Verurteilung eines Zeitungsherausgebers und der Medieninhaberin wegen eines Berichts über angeblich ungesetzliche Aktivitäten einer Brauerei und deren Manager.
- 07.09.2018 Rudomakha und North Caucasus Environmental Watch gegen Russland (Appl. no. 7995/18); die beschwerdeführende NGO wurde als "foreign agent" eingestuft, ihr Vorsitzender (und Erstbeschwerdeführer) wurde bestraft, weil er auf der Website der NGO einen Nachruf auf einen prominenten Vertreter der russischen Umweltbewegung veröffentlicht hatte und dabei nicht angab, dass es sich um die Veröffentlichung eines "foreign agent" handelte.
- 21.02.2018, Minasyan u.a. gegen Armenien (Appl. no. 59180/15); "Conchita Wurst"-Fall; nach Aussagen zweier armenischer Jurorinnen beim Eurovisions-Songcontest, wonach sie Conchita Wurst null Punkte gegeben hatten, weil solche "Phänomene" bei ihnen Ekel auslösten, wurde auf der Website einer (regierungsnahen) Zeitung zu einer "Null Toleranz-Politik" gegen die "Schwulenlobby" aufgerufen, wobei u.a. Conchita Wurst als "menschlicher Abfall" beschrieben wurde; im Anschluss daran wurden Links auf Facebook-Profile der BeschwerdeführerInnen gepostet, die gegen die Aussagen der Jurorinnen protestiert hatten; das Ganze stand unter der Überschrift (Die schwarze Liste der Feinde der Nation und des Staates"; die Klage der Beschwerdeführerinnen wegen Beleidigung und Aufstachelung zu Hass und Diskriminierung wurde von den nationalen Gerichten abgewiesen; vor dem EGMR manchen die BeschwerdeführerInnen eine Verletzung des Art. 8 EMRK geltend.
- 20.02.2018, Navalny gegen Russland (Appl. no.1176/15); Verurteilung des Beschwerdeführers, nachdem er den Urheber einer gegen ihn gerichteten Fake News-Kampagne geoutet und als "con man" (аферист) bezeichnet hat.
- 23.01.2018, Borisova gegen Russland (Appl. no. 31662/17); Verurteilung wegen eines Postings im sozialen Netzwerk vk.com, in dem die Beschwerdeführerin eine private Nachricht eines Freunde zitierte, der sich in drastischer Weise über die intellektuellen und beruflichen Fähigkeiten eines namentlich genannten Polizeiangehörigen äußerte.
- 23.01.2018, Ooo Redaktsiya Sem Na Sem und Yezhova gegen Russland (Appl. nos. 40050/17 und 50535/17); unabhängiges Online-Magazin und dessen Chefredakteurin; wurden von der Telekom-Regulierungsbehörde bestraft aufgrund der Verlinkung zweier satirischer YouTube-Videos mit profaner Sprache.
- 22.01.2018, Shirokov gegen Russland (Appl. no. 41535/17); Bestrafung des Direktors einer NGO durch die Telekommunikationsbehörde, weil auf der Website der NGO Materialien veröffentlicht worden waren, ohne - wie vorgeschrieben - darauf hinzuweisen, dass sie von einer ausländischen Organisation stammen.
- 19.01.2018, Makarov gegen Russland (Appl. no. 56105/17); Verurteilung zu 5 Tagen Arrest wegen des Postens eine Fotos von Präs. Putin mit Make-up.
- 19.01.2018, Semenov gegen Russland (Appl. no. 478710/17); Verurteilung wegen Publikation extremistischen Materials in drei Fällen (jeweils nur der Satz "Orthodoxie oder Tod").
- 15.01.2018, Girin und Novaya Gaeta gegen Russland (Appl. no. 56439/14); Verurteilung wegen eines Berichts über einen Plagiatsverdacht im Hinblick auf die Dissertation eines Richters (der von seinem Doktorvater - einem ehemaligen Richter) abgeschrieben habe.
- 09.01.2018, Feldman und Savin gegen Russland (Appl. nos. 69854/14 und 12227/16); Festnahme wegen des Anbringens einer deutschen(!) Fahne auf dem Gebäude des Sicherheitsdiensts in Kaliningrad aus Protest gegen die Annexion der Krim.
- 09.01.2018, Podrezov gegen Russland (Appl. no. 35581/16); Verurteilung, weil der Beschwerdeführer jemand anderem dabei geholfen hatte, den Turm auf einem Hochhaus zu erklettern und dort den Stern in den Farben der ukrainischen Fahne zu streichen.
- 08.01.2018, Kashapov gegen Russland (Appl. no. 3973/16); Verurteilung eines Aktivisten aufgrund von Texten über den Ukraine-Konflikt auf seiner VKontakte-Seite.
- 01.12.2017, Patrício Monteiro Telo de Abreu gegen Portugal (Appl. no. 42713/15); Stadtrat, wurde wegen einer in seinem Blog veröffentlichten Karikatur eines politischen Gegners, die bereits in einer Zeitung erschienen war, verurteilt.
- 26.10.2017, Klimova gegen Russland (Appl. no. 33421/16); Strafe und Untersagung einer an LGBT-Teenager gerichteten Website sowie von VKontakte-Seiten wegen Verbreitens von Werbung für Homosexualität unter Minderjährigen.
- 19.10.2017, Samodurov und Yerofeyev bzw Savko gegen Russland (Appl. nos. 22081/11 und 59476/12); Museumsdirektor und Kurator der Ausstellung "verbotene Kunst", die ua religionskritische Werke zeigte, wurden wegen Aufstachelung zu Hass oder Zwietracht bzw zum Eingriff in die Menschenwürde zu einer Geldstrafe verurteilt; außerdem wurde das Werk "Bergpredigt" eines Künstlers aus demselben Grund verboten (nach Ansicht von Kritikern wären darin Jesus Christus und Mickey Mouse gleichgesetzt worden).
- 11.10.2017, Szabó gegen Ungarn (Appl. no. 48725/17); vom Parlamentspräsidenten verhängte Strafe gegen einen Abgeordneten wegen Störung der Parlamentssitzung.
- 26.09.2017, Byvshev gegen Russland (appl. no. 25309/15); Beschwerdeführer veröffentlichte auf VKontakte in ukrainischer Sprache ein Gedicht über die Situation in der Krim; wurde wegen Aufstachelung zu Hass aus ethnischen oder nationalen Gründen verurteilt, als Lehrer entlassen, und seine Bankguthaben wurden eingefroren.
- 26.09.2017, Loskutov gegen Russland (Appl. no. 12543/13); Verwaltungsstrafen wegen Entweihung religiöser Symbole; hatte Plakate in der Form orthodoxer Ikonen aufgehängt, mit Sturmhauben über den Köpfen (als Unterstützung für Pussy Riot).
- 26.09.2017, Luzgin gegen Russland (Appl. no. 17942/17); "fake news" - der Beschwerdeführer hatte über VKontakte einen Link zu einem Text über die Geschichte der ukrainischen Rebellenarmee geteilt; wurde wegen Leugnens der vom Nürnberger Tribunal festgestellten Fakten sowie wegen Verbreitens unwahre Informationen über die Aktionen der UdSSR um zweiten Weltkrieg verurteilt.
- 22.09.2017, Paykachev gegen Russland (Appl. no. 11265/17); Nichtzulassung eines Journalisten zur Berichterstattung über ein Verfahren wegen übler Nachrede gegenüber einem Polizisten.
- 20.09.2017, Maglevannaya ua gegen Russland (Appl. no. 13002/10 ua); Verfahren wegen übler Nachrede/Herabsetzung durch Internetveröffentlichungen; zu prüfen ist die russische Rechtslage, die für Veröffentlichungen auf nicht mit den Behörden registrierten Websites die "normalen" Haftungsbestimmungen anwendet, nicht aber jene für Medien.
- 18.09.2017, Mochalov ua gegen Russland (Appl. no. 9163/13 ua); Verbot eines Zeitschriftenartikels über die Rolle der tschuwaschischen Sprache in Russland wegen Extremismus und Überwachung des Telefons des Journalisten wegen des Verdachts von Kontakten mit Extremisten.
- 04.09.2017, Siwy gegen Polen (Appl. no. 62360/13); Zollbeamter und Vorsitzender der Zöllnergewerkschaft wurde nach einem Rundfunkinterview disziplinär verwarnt; er hatte eine neue Zoll-Vorschrift als gesetzwidrig bezeichnet und Verständnis für die Proteste dagegen gezeigt.
- 08.08.2017, Sivoldayev gegen Russland (Appl. no. 39954/15); Ausschluss eines Journalisten von einer Gerichtsverhandlung betreffend eine angeblich ohne Zustimmung erfolgte Organentnahme bei einer Verstorbenen.
- 10.07.2017, Garapova ua gegen Russland (Appl. nos . 8921/15, 10964/15, 14673/17 und 30328/17); die BeschwerdeführerInnen wurden verurteilt, weil sie auf ihrer vk.com-Seite (VKontakte - facebook-ähnliche russische Plattform) Videos verlinkt hatten, die als extremistisch beurteilt wurden (ein Video des Bloggers und Oppositionspolitikers Navalny und ein Musikvideo russischer Hiphop-Bands).
- 04.07.2017, Follorou und Johannès gegen Frankreich (Appl. nos. 30635/17 und 30636/17); Vereinbarkeit der Überwachungsmaßnahmen aufgrund der loi no 2015-912 vom 24. Juli 2015 mit Art. 8 und 10 EMRK; die Beschwerdeführer sind Journalisten bei Le Monde.
- 27.06.2017, ООО "Телеканал Дождь" (Telekanal Dozhd) gegen Russland (Appl. no. 28873/15); unabhängiger TV-Sender, wurde zu einer Entschädigung an zwei Personen verurteilt, die die Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkrieg überlebt haben, wegen einer Sendung, in der am Vorabend des 70. Jahrestags des Endes der 872 Tage dauernden Belagerung der Stadt ausgestrahlt wurde, und in der eine Umfrage gezeigt wurde zum Thema "Hätte Leningrad aufgegeben werden sollen um hunderttausende Leben zu retten?"
- 26.04.2017, Association confraternelle des journalistes de la presse judiciaire ua gegen Frankreich (Appl. nos. 49526/15, 49615/15, 49616/15, 49617/15, 49618/15, 49619/15, 49620/15, 49621/15, 55058/15, 55061/15, 59602/15, 59621/15); Beschwerde gegen die im "code de la sécurité intérieure" (CSI) vorgesehenen Überwachungsmaßnahmen.
- 17.11.2016, Navalny gegen Russland (Appl. no. 62670/12); Blogger hatte Link zu einem YouTube-Video gepostet und die Leser seines Blogs aufgefordert, sich das Video anzusehen; wurde verurteilt, weil im verlinkten Video unrichtige Behauptungen aufgestellt wurden; weder das Blog noch YouTube wurden von den nationalen Gerichten als Medium im Sinne des russischen Gesetzes über Massenmedien angesehen.
2014
2012
- 15.05.2014: Navalny gegen Russland (Appl. no. 32058/13); Oppositionspolitiker, sagte in einem Interview mit einem Magazin, dass man ein Dieb oder zumindest ein Gauner sein müsse, um Mitglied bei "Einiges Russland" zu werden.
- 06.03.2014: Rudnikov gegen Russland (Appl. no. 749/07): Zeitungsinhaber, festgenommen wegen kritischer Artikel über Gerichtspräsidenten.
- 18.11.2013: Sukhov gegen Russland (Appl. no. 78116/12); orthodoxer Priester; musste eine von ihm angebrachte Plaque mit der Aufschrift "Orthodoxie oder Tod" entfernen, weil es sich um einen verbotenen extremistischen Slogan handle.
- 13.04.2012: Dmitriyevskiy ua gegen Russland (Appl. no. 22646/07); Mitglieder der russisch-tschetschenischen Freundschaftsgesellschaft; veröffentlichten Artikel, die als Aufruf zum Sturz der verfassungsmäßigen Ordnung beurteilt wurden.
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