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Tuesday, October 11, 2011

Wir sind (erweiterte) Spitze! Oder: Habemus Index

Nehmen wir an, der (nun: Ex-)Trainer des österreichischen Fußballnationalteams hätte nach den letzten verlorenen Spielen Folgendes gesagt:
"Wir haben uns zwar weder für die Welt- noch Europameisterschaften qualifiziert und belegen keinen Spitzenplatz, gehören aber doch zur erweiterten Spitze nicht nur in Europa, sondern weltweit."
Ob ihm das seine Ablöse erspart hätte?

Der gerade frisch veröffentlichte jüngste Band der RTR-Schriftenreihe (pdf) trägt den Titel "Messung von informatorischer und technologischer Reife - Der Networked Readiness Index und andere Technologieindizes"; dort heißt es in der zusammenfassenden Schlussbemerkung wörtlich:
"Österreich belegt in IKT-Angelegenheiten zwar keinen Spitzenplatz, gehört aber doch zur erweiterten IKT-Spitze, nicht nur in Europa, sondern weltweit."
Das Büchlein beschäftigt sich zuvor in teilweise durchaus interessantem Detail mit den Einzelheiten des NRI und anderer Technologieindizes (wahrscheinlich handelt es sich dabei um das "Reverse Engineering des NRI", von dem im "Fortschrittsbericht" des sogenannten Kompetenzzentrums Internetgesellschaft - siehe dazu  hier - die Rede war; siehe dort auch zur - sich in den letzten Jahren beständig verschlechternden - Position Österreichs im NRI). Aber die Schlussbemerkung ist insofern besonders interessant, als sie gewissermaßen in a nutshell den tatsächlichen Stellenwert der IKT-Politik in Österreich deutlich macht. Nach einem Hinweis auf die EU-Strategie i2010 und den in Österreich daraufhin entwickelten "IKT-Maßnahmenplan" (gemeint ist wahrscheinlich der weitgehend folgenlos gebliebene "IKT-Masterplan") wird erwähnt, dass in der Folge "Institutionen ins Leben gerufen [worden seien], die mit der Ausarbeitung einer IKT-Strategie und der Umsetzung konkreter Maßnahmen betraut wurden." Dann heißt es wörtlich:
"Die ersten wesentlichen Arbeiten kamen von der Internetoffensive Österreich, die jetzt vom Kompetenzzentrum Internetgesellschaft fortgeführt werden."
Bemerkenswert daran ist nicht nur, dass der von der RTR selbst erstellte Masterplan damit en passant - wohl nicht zu Unrecht - als nicht wesentliche Arbeit beurteilt wird, sondern mehr noch, dass der Internetoffensive zugebilligt wird, wesentliche Arbeit geleistet zu haben (wir erinnern uns: das wesentliche Ergebnis der Internetoffensive war eine "Internetdeklaration", die es zu durchaus eindrucksvollen Werten im BlaBlaMeter bringt; siehe dazu hier). Auch dass die Arbeiten der Internetoffensive nun vom "Kompetenzzentrum Internetgesellschaft" fortgeführt würden, ist zumindest nicht zwingend aus den veröffentlichten Dokumenten ableitbar. Weiter im Schlusswort:
"Dass darin hohe Repräsentanten wichtiger Bundesministerien und österreichischer Institutionen vertreten sind, zeigt den Stellenwert, den IKT in Österreich mittlerweile einnimmt."
Dass "hohe Repräsentanten wichtiger Bundesministerien" (zwei Sektionschefs, zwei Abteilungsleiter) und - beratend - "österreichischer Institutionen" (ein Geschäftsführer der RTR, ein Lobbyist und ein weiterer Vertreter der "Internetoffensive") vertreten sind, zeigt vielleicht wirklich "den Stellenwert" (ausdrücklich nicht: "den hohen Stellenwert"!): politisch Verantwortliche sind nämlich nicht vertreten, und Gremien ähnlicher Zusammensetzung gibt es fast unzählige in der Verwaltung (übrigens: in den USA gibt es Regeln, dass Lobbyisten nicht in vergleichbaren Boards sitzen dürfen! Siehe dazu die aktuellen "final guidelines"). Weiter im Zitat:
"Von daher war es wichtig, mittels eines geeigneten Instruments, den gegenwärtigen IKT-Zustand festzustellen, Stärken und Schwächen zu ermitteln und darauf aufbauend Strategien und Maßnahmen zu entwerfen, um dem selbst auferlegten Ziel, Österreich an die IKT-Spitze heranzuführen, näher zu kommen. Die Wahl dieses Instruments fiel auf den Networked Readiness Index [...]. Zwar hat auch der NRI als einer der prominentesten Vertreter seiner Art bestimmte methodische Unschärfen. Trotzdem ist die Entscheidung Österreichs, bei der Verfolgung seiner IKT-Ziele auf einen objektiven, international anerkannten Maßstab zurückzugreifen, jedenfalls zu begrüßen und zeigt, wie wichtig Österreich eine gute IKT-Performance geworden ist."
Daraus könnte man vielleicht eine Quizfrage für die Millionenshow basteln:
Was zeigt, "wie wichtig Österreich seine IKT-Performance geworden ist?" Ist es
a) die flächendeckend gesicherte Breitbandbversorgung mit (zB) >8 Mbit/s in ganz Österreich 
b) ...
c) ...
d) "die Entscheidung Österreichs, bei der Verfolgung seiner IKT-Ziele auf einen objektiven, international anerkannten Maßstab [Networked Readiness Index] zurückzugreifen"

Richtig ist natürlich d (a ist leider erfunden)

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