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Saturday, May 23, 2009

Rundfunkzulassungen: die Lotterie


Die Vergabe von Frequenzen bzw von Hörfunkzulassungen kann auf sehr unterschiedliche Weise erfolgen. Lehrbuchmäßig unterscheidet man meist folgende Grundformen:
  • "first come, first serve": Zuteilung nach Maßgabe des Antragsdatums
  • vergleichende Auswahlverfahren ("Kriterienwettbewerb", "beauty contest"): Festlegung bestimmter Kriterien, die bei der Vergabe berücksichtigt werden (zB Diensteangebot, Preisgestaltung, Flächendeckung, bei Rundfunkzulassungen in der Regel publizistische Kriterien, etwa den Anteil eigengestalteter Sendungen, die Programmausrichtung, regionalen Bezug, Medienvielfaltsaspekte etc.)
  • Versteigerung (Auktion): die Frequenzen bzw die Zulassung erhält, wer nach den Versteigerungsregeln als Gewinner festgestellt wird (d.h. in der Regel: wer am meisten für die Frequenznutzung bezahlt)
  • Los (Lotterie)
  • freie Nutzungen ("unlicensed spectrum" oder "open spectrum"), zB im ISM-Band oder DECT
Die britische Regulierungsbehörde Ofcom ist nicht nur für ihre detaillierten und komplexen Auktionsverfahren bekannt (zB aktuell, allerdings wegen diverser Gerichtsverfahren ins Stocken geraten, im 2,6 GHz-Bereich), sie kann auch ganz anders: für beschränkte Hörfunkzulassungen gibt es auch den Losentscheid, der Ofcom-untypisch low-tech erfolgt. Das oben eingebettete offizielle Ofcom-Video zeigt die Vergabeentscheidung zu den beschränkten Hörfunkzulassungen für den Ramadan 2009 - falls ich bei Gelegenheit wieder einmal eine Lehrveranstaltung zur Frequenzverwaltung und/oder zur Vergabe von Hörfunkzulassungen machen sollte, habe ich damit ein schönes Lehrvideo gefunden.

Für die anderen Vergabeformen sind solche Videos nicht so leicht zu finden: zur Auktion vielleicht etwas zur holländischen Auktion, oder mehr on topic, aber nicht ganz so aktionsgeladen, Nobelpreisträger Ronald Coase, der von der "Erfindung" der Frequenzversteigerung 1951 erzählt (es war übrigens nicht Coase selbst, sondern Leo Herzel, einer seiner Studenten, der den Einfall dazu hatte). Zum Beauty Contest ist es besonders schwierig, nicht in Stereotype zu verfallen (zumal natürlich auch in Beauty Contests zu Frequenz- oder Zulassungsentscheidungen die Antworten gelegentlich von einer Qualität sein können, wie man sie aus amerikanischen beauty pageants kennt); vielleicht kann man diesen besonderen Beauty Contest als Illustration nehmen. Für first come, first serve schließlich bleibt nur dieses zu Recht wenig gesehene Haustiervideo.

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